Nur Regen im Bierglas

TRIER. Für sinkende Umsatzzahlen machen Gastronomen vor allem die Wirtschaftslage und das Wetter verantwortlich. Nach dem heißen Sommer des vergangenen Jahres waren viele Café-, Restaurant- und Kneipenbetreiber vom Ende der Talfahrt ausgegangen. Bei vielen wird nun das Geld knapp, andere fangen ohne Kapital an.

Eigentlich müsste das, worüber sämtliche Branchen seit drei Jahren jammern, für Gaststätteninhaber eine Goldgrube sein: Eine nicht enden wollende Durststrecke wird beklagt - was kann es für Wirte besseres geben als durstige Menschen. Doch je länger die Strecke wird, um so weniger scheinen Gaststätten- und Cafébesitzer davon zu profitieren. Die Deutschen sparen, wissen nicht, was noch kommt, und verzichten deshalb auf das, was für viele früher selbstverständlich war und jetzt zum Luxus geworden ist: der Besuch einer Gaststätte. "Ein Aperitif oder Digestif wird nur noch in Ausnahmefällen bestellt, auch ein Kaffee nach dem Essen wird kaum gewünscht", heißt es im jüngsten Konjunkturbericht Gastgewerbe des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Mehr als ein Glas Wein oder Bier zum Essen sei eher selten, resümiert der Verband, kürzere Verweildauer und sinkende Umsätze in Restaurants, Bars und Cafés seien die Folge. Nach dem Rekordsommer des vergangenen Jahres war der Verband für dieses Jahr wieder von besseren Zahlen ausgegangen, doch dann kam der kalte und verregnete Juni. Verregnet war er bisher vor allem für Betreiber, die im trockenen Sommer 2003 noch von ihren Biergärten profitieren konnten. Dass deshalb jetzt - bei Regen - mehr Menschen die Innengastronomie besuchen, glaubt Karl-Heinz Schott, Hauptgeschäftsführer der Dehoga Rheinland-Pfalz nicht, und der inflationsbereinigte Umsatzrückgang von 4,3 Prozent im Gastgewerbe scheint dies zu bestätigen.Hoher Anteil an Branchenfremden

Allerdings sieht Schott auch ein Problem in der Gaststättendichte, die in einigen Städten einfach zu hoch sei. Hinzu käme, so der Dehoga-Geschäftsführer, dass neue Betriebe ohne Konzept und vor allem ohne das notwendige Kapital entstünden. "Viele leihen sich vom Automatenaufsteller Geld, um die Konzessions- und Kautionsgebühren zu bezahlen", sagt Schott, der einen hohen Anteil an Branchenfremden im Gastronomiegewerbe kritisiert. Der erste finanzielle Rückschlag bedeute dann für viele Betreiber das Ende ihres Gastronomie-Daseins. Ein gutes Konzept allein reiche oft nicht aus, sagt Albrecht Ehses von der Industrie- und Handelskammer Trier. Wer aus dem Gastronomiebereich komme, habe in der Regel bessere Chancen, vor allem dann, wenn er zusätzlich über betriebswirtschaftliche Kenntnisse verfüge. Bleibt das Problem der fehlenden Gäste. Ob sie ausbleiben, weil sie durch das Reform-Chaos verunsichert sind oder weil sich die Preise in vielen Gaststätten innerhalb weniger Jahre fast verdoppelt haben, darüber lässt sich streiten. Tatsache ist, dass im Bereich Fremdenverkehr die Zahl der Übernachtungen in Rheinland-Pfalz gestiegen ist, vor allem auch die der ausländischen Gäste, um 4,1 Prozent auf gut 1,7 Millionen. Auf den Abwärtstrend der Gaststätten hatte das, wie es scheint, keinen rettenden Einfluss.

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