Nur sauberer Strom für E-Autos?

Trier · Wenn alle 2,5 Millionen Autos in Rheinland-Pfalz ausschließlich mit Strom fahren, steigt der Strombedarf hierzulande um 20 Prozent. Damit die E-Autos nur mit Ökostrom getankt werden können, soll es mehr Windräder und Solaranlagen geben. Experten bezweifeln, dass das ausreicht.

Trier 30 Millionen Megawatt. So groß ist der Stromverbrauch in Rheinland-Pfalz. Noch. Wenn nämlich alle derzeit fast 2,5 Millionen Autos, die im Land zugelassen sind, statt mit Benzin oder Diesel mit Strom angetrieben werden, dann steigt der Stromverbrauch. Und zwar um 6,4 Millionen Megawatt, also um gut 20 Prozent. Das teilte das rheinland-pfälzische Umweltministerium auf Anfrage unserer Zeitung mit. Rund 20 Prozent der klimaschädlichen Kohlendioxid (CO)-Emissionen stammten in Deutschland aus dem Straßenverkehr, sagt Ministeriumssprecherin Josephine Keller. "Somit leistet die Elektrifizierung des Verkehrssektors einen wichtigen Beitrag zur Einhaltung der Klimaschutzziele des Landes."
Das aber nur, wenn der Strom, der für die Elektroautos benötigt wird, auch tatsächlich aus alternativen Quellen wie Wind- oder Solaranlagen stammt. Wenn aber der zusätzliche Bedarf etwa durch weitere Gaskraftwerke gedeckt wird, dann stimmt die Ökobilanz der angeblich umweltschonenden Stromer bereits nicht mehr. Eine schwedische Studie zweifelt ohnehin an der Umweltfreundlichkeit der Elektroautos. Wegen der energieintensiven Herstellung der Batterien, in denen der Strom in den Autos gespeichert wird, sei der CO-Ausstoß pro Kilometer bei der Elektromobilität etwa so gut wie sparsame Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Das Umweltbundesamt hat diese Erkenntnis der schwedischen Forscher bestätigt.
Im rheinland-pfälzischen Umweltministerium ist man aber überzeugt, dass es möglich ist, alle E-Autos, auch wenn diese ausschließlich auf den Straßen rollen, mit Ökostrom anzutreiben. "Das bedeutet, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien weiter forciert werden muss", sagt Ministeriumssprecherin Keller. Überzähliger Strom aus den alternativen Quellen, den es an manchen Tagen schon gebe, könne künftig auch bei der Elektromobilität genutzt werden. Keller: "Alle Fahrzeuge sind quasi vier- und zweirädrige mobile Speicher für erneuerbare Energien." Auch die Eigenstromerzeugung durch Photovoltaikanlagen auf dem eigenen Dach könne direkt mit dem Elektrofahrzeug verknüpft werden.
Ein Elektro-Auto, das pro Jahr 15 000 Kilometer fährt, verbraucht je nach Berechnung rund 3000 Kilowattstunden Strom. Wenn es weltweit nur noch mit Strom angetriebene Fahrzeuge geben würde, wäre eine Strommenge von 5000 Milliarden Kilowattstunden nötig. "Um 5000 Milliarden Kilowattstunden jährlich zu produzieren, braucht man weltweit etwa 450 Kernkraftwerke oder 4000 Flusskraftwerke oder 400 Braunkohlekraftwerke", heißt es im Informationsdienst Deutsche Wirtschafts- nachrichten. Und weiter: "Die Hoffnung, dass die erneuerbaren Energien die E-Mobilität sichern können, ist illusorisch."
Trotzdem gehen die Energieversorger davon aus, dass der Anteil des durch Wind- und Sonne produzierten Stroms in Deutschland ausreicht, um die Stromer anzutreiben. Aus allen von Innogy betriebenen Schnellladesäulen, an denen die E-Autos innerhalb von zwei Stunden aufgeladen werden können, komme ausschließlich Ökostrom, sagt David Kryszons, Sprecher des Energieversorgers in Trier. Doch neben der Stromproduktion ist auch die Versorgung mit E-Tankstellen ein noch ungelöstes Problem. Allein um das Ziel zu erreichen, von dem die Bundesregierung mittlerweile abgerückt ist, dass bis 2020 eine Million E-Autos in Deutschland fahren sollen, sind Berechnungen zufolge 40 000 öffentliche Ladestationen nötig. Derzeit sind es rund 24 500. Wer in der Region mit einem Elektroauto unterwegs ist, stößt nicht gerade auf ein dichtes Netz an Stromtankstellen. Die Trierer Stadtwerke betreiben derzeit 17 öffentliche Ladepunkte an sechs Standorten. In diesem Jahr würden noch weitere in Trierer Parkhäusern dazugekommen, sagt ein Unternehmenssprecher. Innogy betreibt derzeit 34 Ladestellen in der Region.Extra: ZWEI ANTRIEBE IN EINEM AUTO


Vor dem Vorantreiben der reinen Elektromotoren setzten einige Autobauer die Hoffnung auf die sogenannte Hybrid-Technik. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Batteriebetrieb mit Benzin- oder Dieselantrieb. Während der Fahrt mit dem Verbrennungsmotor wird die Batterie aufgeladen, ohne dass der Wagen an die Steckdose muss. Doch die Autoindustrie hat den Ausbau dieser Technologie nicht weiter verfolgt, weil sie bei den Käufern angeblich nicht als innovativ angesehen wird. Zumal der Verbrauch aufgrund des hohen Gewichts durch zwei Motoren sehr hoch ist. Der ADAC spricht bei der Hybrid-Technik von einer Brückentechnologie ins Elektrozeitalter. Deshalb sei sie von besonderer Bedeutung. Die Hersteller seien gefordert, diese Autos effizienter zu machen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort