Obamas ferngesteuerte Drohnen sollen im Libyen-Konflikt die Wende bringen

Mit unbemannten bewaffneten Flugzeugen wollen die USA die Truppen Gaddafis davon abhalten, weiter das eigene Volk anzugreifen. Zwei dieser ferngesteuerten Drohnen sind im Einsatz.

Washington. Die Drohnen-Entsendung sei nur ein "bescheidener Beitrag" zum NATO-Einsatz in Libyen, versuchte der amerikanische Vize-Generalstabschef James Cartwright abzuwiegeln. Doch der überraschende, von US-Präsident Barack Obama höchstpersönlich abgesegnete Beschluss zeigt auch: Das Weiße Haus fühlt sich angesichts der militärischen Lage am Boden und der Kritik aus NATO-Kreisen unter wachsendem Zugzwang, die bisherige Position zu überdenken. Und die lautet: Man will nach der Führungsübergabe an die NATO nur noch eine Nebenrolle spielen und Luftangriffe möglichst anderen Partnern der Militärallianz überlassen.

Diese Strategie in einem Krieg, der nach jüngsten Umfragen von nur noch 39 Prozent der US-Bürger befürwortet wird, konnte allerdings nicht lange durchgehalten werden, weil genau das eintrat, was Experten angesichts des limitierten UN-Mandats befürchtet hatten: In dicht besiedelten Bezirken versagt der Schutzauftrag, weil die Gefahr von Kollateralschäden bei Bombenattacken gegen Gaddafi-Getreue zu groß ist.

Nun also sollen "Predator"-Drohnen eine Wende bringen. Diese ferngesteuerten unbemannten Fluggeräte werden auch im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet eingesetzt, sind aber völkerrechtlich umstritten (siehe Extra). Drohnen werden aber von den US-Militärs als extrem effektiv angesehen, was punktgenaue Angriffe angeht.

Die NATO-Truppen, die weiter an der Militäraktion in Libyen beteiligt sind, verfügen nicht über Drohnen und eine Steuertechnik aus mehreren Tausend Kilometern Entfernung.

Die vermutlich in Italien stationierten Flugkörper dienen offenbar auch als Ersatz für die Fluzeuge der Typen AC 130 und A 10 (Warzenschweine), die besonders für den langsamen Tiefflug-Einsatz gegen Panzer und Bodentruppen geeignet sind, aber zuletzt von der US-Regierung bewusst zurückgehalten wurden, um den Ausstieg aus der Führungsrolle zu unterstreichen.

Der Versuch, das US-Engagement zu minimieren, wurde auch in den Aussagen von Verteidigungsminister Robert Gates deutlich, als dieser bekanntgab: Mindestens zwei Drohnen mit "Hellfire"-Raketen werden fortan ständig über Libyen eingesetzt. Es gebe keinerlei Bewegungsspielraum, sagte Gates, was die Möglichkeit eines Bodentruppeneinsatzes angeht. Der Drohneneinsatz solle, so analysierte die "Washington Post", allerdings auch Muammar Gaddafi signalisieren, dass man innerhalb der US-Regierung weiter an einem Erfolg der internationalen Mission interessiert sei.

Das spiegelt sich auch im gestrigen Besuch des republikanischen Senators John McCain in der Rebellen-Hochburg Bengasi wider, der dort mit Mitglieder des Nationalen Übergangsrates sprach und die Aufständischen als Helden bezeichnete.

McCain, Mitglied des Streitkräfte-ausschusses des Senats und Gegenkandidat von Obama im Jahr 2008, ist einer der lautstarken Befürworter des Einsatzes und plädiert seit Wochen dafür, nicht nur den Schutz von Zivilisten, sondern auch einen Regimewechsel mit militärischen Mitteln anzustreben.

Bei einem US-Drohnenangriff im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan sind mindestens 25 Menschen ums Leben gekommen. Wie am Freitag aus Geheimdienstkreisen in der Region verlautete, feuerten zwei unbemannte Flugzeuge fünf Raketen auf ein Gehöft im Stammesgebiet Nord-Waziristan. Es soll Extremisten und deren Familien als Unterschlupf gedient haben. Unter den Toten seien fünf Kinder und drei Frauen. Die ferngesteuerten Drohnen nehmen in der Stammesregion radikal-islamische Aufständische und Terroristen ins Visier. Immer wieder kommen aber auch Zivilisten ums Leben. Im März starben nach pakistanischen Angaben mehr als 40 Zivilisten. dpa

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