Ohne Zivis geht vieles nicht mehr

Die sozialen Dienste in der Region reagieren verärgert auf die Pläne der neuen Bundesregierung, den Zivildienst auf sechs Monate zu verkürzen. Viele wollen künftig auf Zivis verzichten, einige Angebote fallen dann weg.

Trier. Hans Wax denkt mit Schrecken daran, was es bedeutet, wenn die schwarz-gelbe Bundesregierung ihren Plan umsetzt, Wehr- und Zivildienst von derzeit neun auf sechs Monate zu verkürzen: "Das wird hart für Pflegeheime und Krankenhäuser", sagt der Zivildienstreferent beim Bistum Trier. 565 Zivildienstleistende arbeiten derzeit in den kirchlichen Einrichtungen - überwiegend als Patientenbegleiter in Krankenhäusern. Bereits jetzt, bei einer Zivildienstzeit von neun Monaten, sei es schwer, die jungen Männer vernünftig einzuarbeiten. Bei sechs Monaten sei es fast unmöglich. Paul Haubrich von der Trierer Behindertenhilfe Club Aktiv zählt auf: Drei Wochen Einführungslehrgang gehen ab - und drei Wochen Urlaub. "Selbst wenn der Zivildienstleistende nicht krank wird, steht er effektiv nur 4,5 Monate zur Verfügung", sagt Haubrich. Die vom Club Aktiv betreuten Menschen sollen sich aber nicht ständig an neue Gesichter gewöhnen müssen. "Das ist eine große Belastung für die Menschen." Würden die Zivis wegfallen, bedeute das mehr Kosten, weil die Arbeiten von fest angestellten Mitarbeitern übernommen werden müssten, sagt Haubrich.

Beim Bistum schließt man nicht aus, künftig komplett auf Zivildienstleistende zu verzichten. Stattdessen werde man verstärkt Freiwillige einsetzen, sagt Zivildienstreferent Wax. Auch Jürgen Etzel, stellvertretender Geschäftsführer des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche in Trier, glaubt nicht daran, dass der Zivildienst Zukunft hat. Einen Zivi hat die Evangelische Kirche derzeit beschäftigt. Er betreut Senioren etwa bei Einkäufen oder bringt sie zum Arzt. "Solche Angebote wird es künftig nicht mehr geben", sagt Etzel.

Besonders hart trifft es den Rettungsdienst. Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) im Eifelkreis Bitburg-Prüm sind fünf Zivis im Rettungsdienst eingesetzt, landesweit sind es 336. Bis sie zum ersten Einsatz mitfahren dürfen, müssen sie drei Monate zum Rettungssanitäter ausgebildet werden. "Das steht in keinem Verhältnis mehr zu der verbleibenden Dienstzeit", sagt DRK-Sprecher Hans Peter Schmitt. 160 neue Stellen müssten ohne Zivis beim DRK-Rettungsdienst im Land geschaffen werden. Schmitt: "Die Kosten dafür müssten die Krankenkassen und damit die Beitragszahler tragen."

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