Papst wettert gegen Geld, Erfolg, Macht und Vergnügen

Rio de Janeiro/Aparecida · Am Copacabana-Strand steigt ein gigantisches Glaubensfest: Hunderttausende Menschen strömen in Rio zur Eröffnungsmesse des Weltjugendtages. Hunderte Kilometer entfernt besucht der Papst den Wallfahrtsort Aparecida.

Rio de Janeiro/Aparecida. Papst Franziskus hat im brasilianischen Wallfahrtsort Aparecida vor "vergänglichen Götzen" gewarnt und zu einer Rückkehr zum wahren Glauben aufgerufen. In seiner ersten Messe auf brasilianischem Boden wetterte Franziskus am Mittwoch in der Basilika von Aparecida gegen Geld, Erfolg, Macht und Vergnügen als die Götzen auch vieler junger Leute.
Vor bis zu 200 000 Menschen stellte der Papst christliche Werte wie Großherzigkeit, Ausdauer und Brüderlichkeit dagegen.
"Der Stärkste ist Gott, und Gott ist unsere Hoffnung", sagte er. Junge Menschen sollten dabei unterstützt werden, eine bessere Welt aufzubauen. Wie zuvor in Rio war der argentinische Papst in dem bedeutenden Wallfahrtsort jubelnd empfangen worden. Strikteste Sicherheitsmaßnahmen begleiteten seinen Besuch, nachdem am Sonntag in Aparecida ein selbst gebauter Sprengsatz gefunden und entschärft worden war. Am Abend zuvor hatte die katholische Kirche mit einer Messe vor Hunderttausenden Gläubigen in Rio de Janeiro ihren Weltjugendtag begonnen. An dem weltgrößten Katholikentreffen nehmen bis Sonntag gut 1,5 Millionen Pilger teil, darunter etwa 2000 aus Deutschland. Franziskus stößt erst heute zu dem Treffen.
Am Strand von Copacabana hieß Rios Erzbischof Orani João Tempesta Jugendliche aus 175 Ländern willkommen. "In dieser Woche verwandelt sich Rio in das lebendige und junge Zentrum der Kirche", sagte er in seiner Predigt, die über riesige Bildschirme entlang des kilometerlangen Strandes übertragen wurde. "Wir sind aufgerufen, die Protagonisten einer neuen Welt zu sein. Die Welt braucht Jugendliche wie euch!"
Franziskus hatte sich am Tag der Eröffnung ausgeruht und machte sich dann am Mittwoch bei schlechtem Wetter per Flugzeug und Helikopter auf zum bedeutendsten Wallfahrtsort Brasiliens (siehe Hintergrund). In einer Kapelle betete er zur Mutter Gottes und bat um ein gutes Gelingen des Weltjugendtages. In seiner Predigt rief Franziskus dann dazu auf, "die Hoffnung zu bewahren, sich von Gott überraschen zu lassen und in der Freude zu leben." Eltern und Erzieher sollten den jungen Menschen dabei helfen, "Erbauer einer gerechteren, solidarischeren und brüderlicheren Welt zu werden".

Heute steht das erste Treffen mit den Pilgern des Weltjugendtages beim "Papst-Willkommen" an der Copacabana an.Extra

Junge Leute wollen den Papst sehen: In vielen Ländern der Welt stiegen junge Menschen in Flugzeuge und düsten los. Ihr Ziel: Brasilien. In dem Land in Südamerika beginnt der Weltjugendtag - ein riesiges Treffen. Das veranstaltet die katholische Kirche für junge Leute. Es findet alle paar Jahre immer an einem anderen Ort statt. Auch der Chef der katholischen Kirche hat sich extra auf den Weg nach Brasilien gemacht: Papst Franziskus. Heute will er die jungen Leute in der Stadt Rio de Janeiro willkommen heißen. An der Copacabana, einem berühmten Strand, will der Papst eine Rede halten. Hunderttausende Pilger sind schon gespannt. Danach geht der Weltjugendtag noch bis Sonntag weiter. Dabei wird natürlich gebetet - doch nicht nur: Die jungen Leute sollen vor allem Spaß haben und über ihren Glauben sprechen. dpaExtra

Die Stadt Aparecida ist der bedeutendste Marienwallfahrtsort Brasiliens. Bis zu elf Millionen Menschen pilgern jedes Jahr in die 150 Kilometer nordöstlich von Sao Paulo gelegene Kleinstadt. In ihrem Zentrum steht eine 40 000 Menschen fassende Wallfahrtskirche, in der die Gläubigen an einer kleinen Statue der Gottesmutter beten. Das portugiesische Wort "Aparecida" bedeutet übersetzt "Die Erschienene". Fischer sollen diese schwarze Madonna im Jahr 1717 in zwei Teilen aus einem Fluss gezogen haben. Anschließend erzielten sie der Überlieferung nach einen reichen Fang, nachdem sie zuvor stundenlang leer ausgegangen waren. Diesem ersten Marienwunder folgten weitere Berichte; es begann eine Verehrung der rund 40 Zentimeter hohen Figur. Zunächst wurde eine Kapelle, später eine Kirche errichtet. Seit 1955 ist eine neue Basilika in Bau, die Papst Johannes Paul II. 1980 besuchte und weihte. Vier Jahre später erklärte die Brasilianische Bischofskonferenz die Kirche zum Nationalheiligtum. Sie ist aber bis heute nicht komplett fertiggestellt. 2007 tagte in Aparecida die Vollversammlung des Lateinamerikanischen Bischofsrates Celam. Das Abschlussdokument wurde vom heutigen Papst Franziskus mitverfasst. Der Papst besuchte den Wallfahrtsort gestern während seiner Brasilien-Reise. KNA

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