Patienten sollen schneller einen Termin beim Facharzt bekommen - Bundestag beschließt neues Gesetz: Höchstens vier Wochen Wartezeit

Trier · Gesetzlich Versicherte sollen künftig nicht länger als vier Wochen auf einen Termin beim Facharzt warten müssen. Das Gesetz dazu tritt ab August in Kraft. Ärzte in der Region sagen, warum sie diese Vorgabe überflüssig finden

Wer einen Termin bei einem Herzspezialisten in der Region benötigt, muss vor allem Geduld aufbringen. Patienten berichten von Wartezeiten auf eine Behandlung von bis zu sechs Monaten. Das soll sich ändern. Der Bundestag hat am Donnerstag ein Gesetz verabschiedet.

Es sieht eine bessere medizinische Versorgung vor: Krankenhäuser sollen künftig verstärkt auch ambulant behandeln dürfen; in Regionen mit Ärztemangel soll es künftig mehr niedergelassene Mediziner geben. Außerdem sollen laut Gesetz, das ab 1.August gilt, gesetzlich Versicherte nicht länger als vier Wochen auf einen Facharzttermin warten müssen.

Koordiniert werden soll die Terminvergabe durch die Kassnärztlichen Vereinigungen (KV). Die KV Rheinland-Pfalz sieht das kritisch. Damit werde die freie Arztwahl eingeschränkt, sagt Sprecher Rainer Saurwein. Die Servicestellen könnten nur zu dem nächstmöglichen Arzt mit freiem Termin vermitteln, nicht aber zu dem "Wunscharzt" des Patienten. Unklar sei noch, welche Entfernungen den Versicherten zuzumuten seien.

Falls die KV innerhalb von vier Wochen keinen freien Termin finden könne, müssten die Patienten an die überlasteten Krankenhäuser verwiesen werden. Günther Matheis, Chef der Trierer Bezirksärztekammer: "Wer glaubt, dass Krankenhausärzte diese vermeintlichen Probleme abfedern können, der möge sich doch gern einmal in der Notaufnahme eines Krankenhauses umsehen. Man sollte aber genug Zeit und ausreichend Lesestoff mitnehmen." Bereits jetzt warte in dringenden Fällen kein Patient in der Region länger als vier Wochen auf einen Facharzttermin.

Willi Jäger, Landeschef des Sozialverbands VdK, bezweifelt allerdings, dass gesetzlich Versicherte künftig schneller zum Facharzt kommen: "Ärzte werden nach wie vor Privatpatienten vorziehen und gesetzlich Versicherte benachteiligen." Ähnlich argumentiert auch Martin Schneider, Chef des rheinland-pfälzischen Ersatzkassenverbands.

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