Pfeifkonzert für mehr Lärmschutz

300 Erzieher aus der Region demonstrierten gestern auf dem Trierer Kornmarkt. Sie gingen für mehr Geld und einen besseren Gesundheitsschutz auf die Straße. Viele kommunale Kitas blieben geschlossen.

 Rund 300 Erzieher demonstrierten auf dem Trierer Kornmarkt für mehr Geld und bessere Gesundheit. TV-Foto: Bernd Wientjes

Rund 300 Erzieher demonstrierten auf dem Trierer Kornmarkt für mehr Geld und bessere Gesundheit. TV-Foto: Bernd Wientjes

Trier. Laut ist es auf dem Trierer Kornmarkt. Lauter jedenfalls als in einem Kindergarten. Mit Trillerpfeifen, Rasseln und Trommeln machen sich die rund 300 Erzieher Luft. "Die Anforderungen an uns sind in den letzten Jahren gestiegen, das Gehalt aber nicht", sagt Gabi Braunshausen. Die 52-Jährige arbeitet in der Kita Berglicht (Kreis Bernkastel-Wittlich). Seit 21 Jahren ist sie im Job. Der mache ihr immer noch Spaß. "Aber die Bedingungen müssten einfach besser sein", sagt die Erzieherin. Sie fühle sich oft "so richtig ausgepowert". "Krummer Rücken und Burn-Out, so sieht unsere Arbeit aus", steht auf einem Transparent, das eine Kollegin von Braunshausen hochhält. Erzieher in kommunalen Kindergärten hätten mit den höchsten Krankenstand aller Beschäftigten im Öffentlichen Dienst, sagt Norbert Hocke, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Er ist eigens für die, wie er sagt, "beeindruckende" Demonstration von Berlin nach Trier gekommen. Hocke sitzt auch in der Kommission, die mit den kommunalen Arbeitgebern am Tag zuvor in Frankfurt über die Gewerkschaftsforderungen verhandelt hat. Obwohl die Gespräche zunächst einmal auf Montag vertagt worden sind, glaubt er, positive Signale der Arbeitgeber erkannt zu haben. Sie seien bereit, den Gesundheitsschutz der Erzieher im Tarifvertrag zu verankern. Erst dann hätten die Kita-Beschäftigten ein Anrecht auf mehr Lärmschutz - und darauf, nicht mehr nur auf kleinen Kinderstühlen zu sitzen. "Nerven, Ohren, Rücken", mahnt ein Plakat, das aus der Masse der rot-weißen GEW-Fahnen herausragt.

Klaus Beckerle hat wenig Verständnis für die Forderungen der Erzieher. "Lärm ist eben typisch für den Beruf", sagt der Geschäftsführer des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Rheinland-Pfalz. In ihm sind alle Städte, Gemeinden, Landkreise und Sparkassen des Landes zusammengeschlossen. Auch die kleinen Stühle, auf denen die Erzieher sitzen müssen, sind für ihn kein Argument: "Das mussten die schon immer, das ist nichts Neues." Die Forderung nach mehr Gesundheitsschutz ist für Beckerle nur ein vorgeschobener Grund für die in seinen Augen unverhältnismäßigen Streiks ("Ein rücksichtsloses Verhalten"), die zulasten der Eltern und Kinder gingen. In erster Linie gehe es den Gewerkschaften um mehr Geld.

Die Erzieher wollen aber nicht nur ein besseres Gehalt: "Die Ausbildung muss besser werden. Fortbildungen alleine reichen nicht aus", sagt Gabi Braunshausen. Bis Mittwoch - so lange wie Arbeitgeber und Gewerkschaften verhandeln - soll es in der Region keine Streiks mehr geben. "Wenn bis dahin kein Ergebnis auf dem Tisch liegt, könnte es aber heftig weitergehen", sagt GEW-Sekretär Bernd Huster.

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