Presseschau

Ein grundlegendes Misstrauen gegenüber der EU und ihren Institutionen sehen viele Kommentatoren europäischer Zeitungen als Grund für den Ausgang des Referendums in Irland. "De Morgen" (Brüssel): "Überall in Europa ist die Angst vor dem Verlust der eigenen Identität eine politische Kraft geworden, die Gefühle hervorruft, die stärker sind als jede wirtschaftliche oder rationale Abwägung.

Der europäische Traum verdunstet mehr und mehr.""Observer" (London): "Wenn die EU nicht reformiert, wie sie Entscheidungen trifft, und sich nicht um wirklich dringende globale Probleme kümmert, dann wird sie weiter als selbstsüchtige und undurchsichtige Bürokratie gelten." "Journal du Dimanche" (Paris): "Wie zuvor bei den Niederländern und den Franzosen ist alles und nichts in dem Nein zu sehen: Lokalpolitik, Unsicherheit, Unwissenheit. Aber dieses Mal sind es die verwöhnten Kinder der EU, die Nein gesagt haben." "SonntagsZeitung" (Zürich): "Gewiss geht es auch ohne den Vertrag von Lissabon weiter. Aber die EU steckt in einer Krise der Legitimität und des Vertrauens. Fatal wäre es, sollte die EU versuchen, sich durchzumogeln.""Gazeta Wyborcza" (Warschau): "Es hat sich herausgestellt, dass ein wesentlicher Teil der Öffentlichkeit in verschiedenen Ländern aufgehört hat, den Sinn solcher Umgestaltungen zu verstehen und zu akzeptieren.""De Volkskrant" (Amsterdam): "Gerade weil der Einfluss Brüssels inzwischen weit über die Wirtschaft hinausreicht, wächst die Unzufriedenheit mit dem undurchsichtigen und undemokratischen europäischen Integrationsprozess." "Romania libera" (Bukarest): "Die Lektion dieses Referendums ist, dass sogar in Ländern, die theoretisch die europhilsten sein sollten, das Volk genug hat von so viel Europa. Die allgegenwärtigen europäischen Institutionen sind so kompliziert geworden, dass sie den einfachen Bürger entmutigen."

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