Privathaushalte am stärksten belastet

BERLIN. Das Gesundheitswesen ist in Deutschland ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Ende 2004 arbeiteten 4,2 Millionen Menschen in diesem Sektor. Das war etwa jeder zehnte Beschäftigte zwischen Flensburg und Bodensee. Bei den Krankenkosten werden Privathaushalte am stärksten belastet.

Zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) trug die "Gesundheitsindustrie" Endes des Jahres 2004 mit 10,6 Prozent bei. Damit liegt Deutschland nach den USA und der Schweiz international auf Rang drei bei den Gesundheitsausgaben. Die Zahlen sind Teil einer im Umfang bis jetzt beispiellosen Datensammlung, die das Statistische Bundesamt in Wiesbaden zwischen 1995 und 2004 zusammen getragen hat. In diesem Zeitraum erhöhten sich die Gesundheitsausgaben um rund 25 Prozent auf 234 Milliarden Euro. Das entspricht etwa der Größenordnung des laufenden Bundeshaushalts. Das BIP, also die Summe aller Waren und Dienstleistungen, wuchs im gleichen Zeitraum nur um knapp 20 Prozent.Im vorigen Jahr ein erneuter Kostenschub

Trotz zahlreicher Spargesetze ist kein Ende der Dynamik in Sicht. Zwar hat sich der Zuwachs der Gesundheitsausgaben zuletzt etwas verlangsamt, was aus der Einführung der Praxisgebühr und höheren Zuzahlungen bei Medikamenten resultiert. Nach vorläufigen Erkenntnissen der Statistiker deutete sich für 2005 aber bereits wieder ein stärkerer Kostenschub an. Eine Ursache ist die zunehmende Alterung der Bevölkerung. Im Jahr 2002 waren 15,2 Prozent der Deutschen jünger als 15 Jahre. 2004 betrug der Anteil nur noch 14,6 Prozent. Bei den gesamten Gesundheitskosten schlugen die unter 15-Jährigen lediglich mit sechs Prozent zu Buche. Bei der Alterklasse der 65- bis 84-Jährigen lag dieser Anteil 2004 mit 36,3 Prozent dagegen mehr als doppelt so hoch wie ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung. Er betrug 16,6 Prozent und damit rund ein Prozent mehr als zwei Jahre zuvor. Im Durchschnitt kommen auf jeden Einwohner Krankheitskosten in Höhe von 2730 Euro. Bei den unter 15-Jährigen waren es 2004 nur 1110 Euro pro Kopf, in der Gruppe der 65- bis 84-Jährigen dagegen 5950 Euro. Bei den Hochbetagten über 84 verzeichnet die Statistik gar Pro-Kopf-Kosten von 14 750 Euro. Durchschnittlich die Hälfte davon entfällt auf Pflegeeinrichtungen. Ein weiterer Kostenfaktor ist die wachsende Zahl der Ärzteschaft. Zwischen 1995 und 2004 sind rund 30 000 niedergelassene Mediziner hinzugekommen. Das entspricht einem Anstieg von zwölf Prozent. Die Bevölkerung nahm im gleichen Zeitraum allerdings nur um ein Prozent zu. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland mit 3,4 Ärzten auf 1000 Einwohner an dritter Stelle hinter der Schweiz (3,8) und den Niederlanden (3,6). Innerhalb der Bundesrepublik ergibt sich jedoch eine sehr unterschiedliche Verteilung. Die meisten Mediziner praktizieren in Hamburg und Berlin. Auf 1000 Einwohner kamen dort vor zwei Jahren jeweils 4,7 Ärzte. 2002 waren es noch 4,6. Die wenigsten Ärzte (2,8) sind in Brandenburg anzutreffen, wobei es hier in den vergangenen Jahren ebenfalls einen leichten Aufwärtstrend gab. Zur Frage, wer eigentlich wie viel für unser Gesundheitswesen zahlt, haben die Statistiker ebenfalls aufschlussreiche Zahlen parat. Unter Berücksichtung aller Finanzierungsströme - also etwa auch der Forschungsausgaben sowie der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall - werden die privaten Haushalte am meisten geschröpft. Zur Gesamtsumme in Höhe von 313,2 Milliarden Euro tragen sie mit 147,5 Milliarden Euro bei. Das sind 47 Prozent aller Ausgaben. Vor zehn Jahren lag ihr Anteil noch bei 42 Prozent. Dagegen ist die relative Belastung der Arbeitgeber im gleichen Zeitraum von 40 auf 36 Prozent zurückgegangen. Auch die Bedeutung der öffentlichen Haushalte schwindet. Ihr Anteil reduzierte sich seit 1995 von 18 auf 17 Prozent.

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