Prominente Unterstützung für den Ausweis

Berlin · Das Warten auf ein Organ endet täglich für drei Patienten tödlich. Die Spenderzahlen sind im Keller. Das soll sich wieder ändern, die Regierung setzt auf den langsamen Rückgewinn von Vertrauen.

Berlin. Klaus J. Behrendt, alias Tatort-Kommissar Ballauf, muss es richten. Ebenso TV-Moderator Markus Lanz und Gewichtheber Matthias Steiner. Sie und andere Prominente sind Stars der Werbekampagne der Bundesregierung für die Organspende. Der heutige "Tag der Organspende" bildet den Auftakt für die zweite Staffel der bereits seit einem Jahr laufenden Aktion. Doch mehren sich die Zweifel, ob das reicht.
Rund 11 000 meist todkranke Patienten warten dringend auf ein Spenderorgan. Aber nur jeder Dritte hat Glück. Schätzungsweise tausend Menschen sterben jährlich, weil es für sie zu spät ist. Drei pro Tag, wie Minister Hermann Gröhe (CDU) gestern beklagte. Das war schon immer so in Deutschland, wo es keine Widerspruchslösung gibt, wie sie in anderen Ländern herrscht. Nach der gilt als Spender, wer nicht hinterlegt hat, dass er das nicht sein möchte. In Deutschland muss man per Organspendeausweis aktiv zu Lebzeiten zugestimmt haben - oder die Angehörigen entscheiden. Zu allem Überfluss hat sich die ohnehin geringe Zahl der Organspender seit dem Spendenskandal Anfang 2012 noch einmal drastisch verringert. Von 12,8 je eine Million Deutscher auf 10,9.
Auf den Skandal reagierte der Gesetzgeber mit einer Reform. Die Kassen wurden angewiesen, alle Versicherten anzuschreiben und sie zu bitten, einen Ausweis auszufüllen. Eine zweite Briefwelle beginnt Ende November. Die erste zeigte einen kleinen Erfolg, berichtete gestern die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. 28 Prozent der Versicherten hätten jetzt einen Organspendeausweis. Vorher waren es nur 22 Prozent. "Es ist doch egoistisch, sich mitsamt seinen Organen verbuddeln zu lassen, mit denen andere noch unbeschwert leben könnten", sagte "Ballauf" Klaus J. Behrendt gestern zu seinem Engagement. Er hat den Organspendeausweis seit 20 Jahren. Allerdings, die Zustimmung bedeutet nicht automatisch, dass Organe entnommen werden. Dies geschieht nur bei Hirntoten und unter bestimmten Voraussetzungen. Lediglich ein Prozent aller Verstorbenen kommt infrage. Deswegen werden viele Menschen gebraucht, die prinzipiell einverstanden sind. Im Jahr 2013 standen bundesweit nur noch 876 Hirntote für Organspenden zur Verfügung, ein Minusrekord.
Mit der Reform wurde auch versucht, mehr Transparenz und Kontrolle zu schaffen. So entscheidet neuerdings eine Transplantationskonferenz, der mindestens drei Ärzte angehören müssen, über die Warteliste. Die Manipulation von Patientendaten - Kern des Organspendeskandals - wurde Straftatbestand. Und über den Hirntod eines Spenders müssen zwei Ärzte unabhängig voneinander befinden. Doch das alles scheint wenig gewirkt zu haben, weshalb zum Beispiel die Grünen gestern weitere Gesetzesregelungen forderten.
Extra

In Rheinland-Pfalz warten zurzeit 515 und im Saarland 138 Menschen auf eine Organspende. Das teilte die Deutsche Stiftung Organtransplantation mit. Die Bereitschaft zu spenden ist in den vergangenen Jahren allerdings stark zurückgegangen. So verringerte sich die Anzahl in Rheinland-Pfalz um rund 50 Prozent (2010: 321, 2013: 162) und im Saarland sogar um 58 Prozent (2010: 72, 2013: 30). redExtra

Herz, Niere, Leber: Der Mensch braucht Organe, um leben zu können. Bei vielen Menschen aber funktionieren manche Organe nicht mehr richtig. Deswegen können sie sehr krank werden und sogar sterben. Ärzte können vielen kranken Menschen aber helfen - und ihnen ein neues Organ einsetzen. Organe können zum Beispiel von Menschen stammen, die fast tot sind. Sie haben dann vor ihrem Tod festgelegt, ihre Organe zu spenden, wenn sie sterben. Wenn bestimmte Dinge erfüllt sind, können Ärzte dann Organe von ihnen entnehmen. Diese setzen sie dann kranken Menschen ein. dpa

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