Prominenter Professor an Trierer Uni

Trier · Spektakulärer Neueinkauf an der Uni Trier: Nach Lothar Späth im vergangenen Jahr übernimmt Verfassungsrichter Udo di Fabio im Sommersemester die Gastprofessur des Freundeskreises der Uni. Der 57-Jährige gilt als einer der bedeutendsten Juristen Deutschlands.

Trier. Ein Unbekannter ist Professor Dr. Dr. Udo di Fabio in Trier nicht. 1993 begann er hier als Professor eine der ungewöhnlichsten Juristenkarrieren des Landes. Der Enkel italienischer Einwanderer - sein Großvater war Stahlarbeiter bei Thyssen - hatte zunächst zehn Jahre im mittleren Dienst als Kommunalverwaltungsbeamter in Dinslaken gearbeitet. Nebenher machte er das Abi nach, begann dann ein Jura-Studium.
Erst mit 31 absolvierte er sein zweites Staatsexamen, um dann einen blitzartigen Aufstieg zu vollziehen. Kurzfristige Tätigkeit als Sozialrichter, dann zwei Promotionen innerhalb von zwei Jahren - in Jura und Soziologie, letztere bei Niklas Luhmann. Mit 39 die Habilitation - danach rissen sich die Hochschulen um ihn.
Trier machte das Rennen. Di Fabios Zeit an der Tarforster Fakultät von 1993 bis 1997 wirkt bis heute nach. Die Kollegen vertrauten dem "Neuling" die Leitung des Instituts für Umwelt- und Technikrecht an, die Studenten schwärmten, wie der Trierische Volksfreund anmerkte, von der "außerordentlichen Qualität" seiner Vorlesungen.
1997 warb ihn die Universität München ab, aber di Fabio blieb Trier bis heute verbunden - was schon die Anwesenheit als gern gesehener Festredner bei zahlreichen universitären Anlässen dokumentiert.
1999 nominierte die CDU den parteilosen, neuen Entwicklungen stets aufgeschlossenen, aber doch als im Kern konservativ geltenden Rechtswissenschaftler für das Bundesverfassungsgericht - auf den Platz von Paul Kirchhof, einem der profiliertesten Verfassungsrichter der 90er Jahre. Inzwischen pendelt der Vater von vier Kindern zwischen Karlsruhe und dem Lehrstuhl für öffentliches Recht in Bonn, den er seit 2003 innehat. Und hat längst auch als gesellschaftspolitischer Denker, Kritiker und Visionär die Rolle von Kirchhof übernommen. Medien, die nach einem griffigen Etikett suchen, bezeichnen ihn gerne als Star des Verfassungsgerichts. Seine eigentliche Domäne ist das Europarecht - sicher kein Zufall, dass er dieses Thema in den Mittelpunkt seiner drei Trierer Vorlesungen stellt. "Europa - eine Wirklichkeit sucht ihre Idee" lautet der durchaus hintersinnige Gesamttitel. Am 9. Mai geht es um die historische Phase "Vom Krieg der Nationen zur Einheit des Kontinents", am 23. Mai spricht die Fabio über "Europa als Rechtsgemeinschaft" und am 30. Mai widmet er sich der Frage "Politische und ideelle Perspektiven - was kommt nach Lissabon?" DiL
Die drei Vorlesungen beginnen jeweils um 18.15 Uhr im Audimax der Uni Trier. Alle interessierten Bürger sind eingeladen, der Eintritt ist frei.

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