Protestbewegung gegen die Macht der Banken erreicht Trier

Trier · Kommt die Occupy-Bewegung nach Trier? Zum ersten Mal haben sich am Samstag rund 20 Menschen unter dem Motto "Occupy Trier" an der Portra Nigra versammelt. Sie demonstrieren gegen die Macht der Banken und für eine Regulierung der Finanzmärkte.

Trier. "Wer von Ihnen hat denn die Demonstration angemeldet?", fragt ein Polizist eine Gruppe von Menschen, die am Samstagmorgen vor der Portra Nigra in der Kälte stehen. Einige halten Plakate in der Hand, drei junge Frauen sitzen in der Sonne auf dem Boden und schreiben mit dicken Filzstiften Parolen auf Pappkartons. Der Kollege des Polizeibeamten schaut sich um. Wie eine Demo sieht das nicht aus, die einzigen größeren Menschenansammlungen sind die Touristengruppen vor Triers Wahrzeichen. "Ich habe uns angemeldet", sagt Moritz Rehfeld, "eine richtige Demonstration ist das hier allerdings nicht". Die Polizisten verabschieden sich und wollen später noch einmal wiederkommen. Die Stimmung ist freundlich. Der 25-jährige Moritz Rehfeld und seine Mitstreiter wollen an diesem Morgen den Grundstein dafür legen, dass die Occupy-Bewegung (siehe Stichwort) auch in Trier ankommt.
Am Dienstag hat Rehfeld die Demonstration angemeldet, danach gemeinsam mit anderen für die Veranstaltung geworben, vor allem im Internet. Er sehe das Treffen eher als Vorbereitung der nächsten Demo, sagt Rehfeld. Sie soll am kommenden Samstag stattfinden. Ungefähr 20 Leute stehen mit ihm an diesem Morgen in der Oktoberkälte, einige sind in der Lokalpolitik aktiv, andere einfach dem Aufruf bei Facebook gefolgt. Alle betonen, dass sie als Privatmenschen gekommen sind und nicht als Parteipolitiker. "Ich will nicht, dass die Bewegung durch Parteien vereinnahmt wird", sagt auch Moritz Rehfeld.
Warum stehen die Protestler in der Kälte? Die 16-jährige Sarah Chagri hat ganz konkrete Forderungen: Sie ist für eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes, gegen eine starke Belastung der Mittelschicht und für die Regulierung der Finanzmärkte. "Ich will, dass die Aufmerksamkeit auch in Trier auf diese Themen gelenkt wird", sagt sie. Corinna Rüffer sieht das ähnlich. "Man hat bei denen gekürzt, die nichts haben", sagt die 35-Jährige. Sie wolle solidarisch sein mit den Menschen, die in aller Welt demonstrieren, und hoffe, "dass auch in Trier noch mehr Leute kommen". Helen Reichelt erfuhr über ihre Arbeit beim Trierer Weltladen (Engagement in der AG Frieden) von der Occupy-Bewegung. Die 17-Jährige sagt: "Viele Leute können nicht erklären, was schiefläuft, aber sie merken sehr deutlich, dass etwas schiefläuft". Die Macht der Banken müsse eingeschränkt werden.
Thorsten Kretzer (40) sagt: "Wir sind hier, weil wir die Zustände ändern wollen." Prisca Giebel schreibt in großen Buchstaben den Termin der nächsten Demo auf ein Plakat und sagt: "Ich wünsche mir, dass wir nicht umsonst hier sitzen".
Die nächste Demonstration ist am Samstag, 29. Oktober, um 12 Uhr vor der Porta Nigra.
Extra

Die Protestwelle begann in den USA und hat inzwischen weltweit über 80 Staaten erfasst. Nach dem Vorbild von "Occupy Wall Street (Besetzt die Wall Street!)" sind bereits in mehreren Hundert Städten Menschen gegen die Macht der Banken und den Einfluss der Finanzlobby auf die Politik auf die Straße gegangen - so in New York, Rom, London, Berlin und Frankfurt. dpa

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