Reaktionen auf den Rückzug: Von Respekt bis Häme

Ähnlich wie bei seinem Wirken polarisiert der hessische Ministerpräsident Roland Koch auch bei seinem Rückzug aus der Politik. CDU-Parteifreunde werten das überwiegend als Verlust, seine Gegner reiben sich die Hände.

Mainz/Trier. (fcg) Kurz nachdem Koch am Dienstag seinen Rücktritt bekanntgegeben hat, entbrennt die Diskussion. Seine Entscheidung stößt auf große Überraschung. CDU-Bezirkschef Patrick Schnieder ist auf dem Weg nach Mainz, als ihn der Anruf des TV erreicht. Bei der Sitzung des Landesvorstands am Abend werde das ein beherrschendes Thema sein, sagt der Eifeler. "Vielleicht hat er eine langfristige persönliche Perspektive gesucht", rätselt Schnieder.

CDU-Landes-Vize Günther Schartz findet es "schade, dass ein Schwergewicht die politische Bühne verlässt". Koch sei mit kritischen Äußerungen "manchmal angeeckt", habe aber auch "die Auseinandersetzung über unangenehme Themen nicht gescheut". Der Moselaner Landtagsabgeordnete Alexander Licht sagt: "Alle Achtung!" Es sei gut, "dass es in der Politik noch Menschen gibt, die sich neue Ziele setzen können". Ähnlich äußert sich sein Trierer Kollege Berti Adams: "Koch hat gesagt, es gibt andere Dinge im Leben als Politik - dem kann ich nur beipflichten." Vermissen werde er dessen "klare Sprache". Auch Sozialdemokraten fragen sich, wie es dazu kam. Sie lassen auch kritische Kommentare hören. "Es ist schon seltsam, dass er kurz zuvor noch Frau Merkel ans Schienbein getreten hat", sagt die Dauner Abgeordnete Astrid Schmitt in Anspielung auf Kochs Spar-Forderung bei der Bildung.

"Es ist nicht schade, dass er bald weg ist", kommentiert Gerd Dahm, Trierer Stadtratsmitglied der Grünen. Er frage sich, warum Koch 2008 in Hessen angetreten sei, dann die Wahl verloren habe, dennoch Ministerpräsident geblieben sei - "um dann nach zwei Jahren einfach abzuhauen". Vielleicht finde er einen Job in Liechtenstein, sagt Dahm hämisch.

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