Realitätsverlust

Die Art und Weise, wie Gerhard Schröder am Wahlabend im Fernsehen in der so genannten "Elefantenrunde" auftrat, war – man muss das einfach so deutlich sagen – eines deutschen Bundeskanzlers nicht würdig.

Die Art und Weise, wie Gerhard Schröder am Wahlabend im Fernsehen in der so genannten "Elefantenrunde" auftrat, war - man muss das einfach so deutlich sagen - eines deutschen Bundeskanzlers nicht würdig. Keiner seiner Vorgänger im Amt - ob Konrad Adenauer oder Willy Brandt, Helmut Schmidt oder Helmut Kohl - hat jemals öffentlich ein so peinliches Schauspiel geboten, wie er dies tat. Wenn das in dieser Republik in Zukunft der politische Umgangsstil werden sollte, dann muss man den Begriff "Politische Kultur" hier zu lande wohl vergessen.Wohlgemerkt: Hier geht es nicht um des Kanzlers Medienschelte und seinen Rundumschlag gegen Journalisten und Meinungsforscher. Solches ist keineswegs neu. Also geschenkt! Es geht vielmehr um Ton und Stil gegenüber dem politischen Gegner, um das Einhalten politischer Spielregeln. Was Gerhard Schröder in dieser Beziehung geboten hat, das war unterirdisch. Und das gilt auch für seine trotzige Weigerung, Realitäten überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Als vor drei Jahren Rot-Grün mit nur rund 6000 Stimmen Vorsprung über Schwarz-Gelb siegte, kam niemand auf die Idee, dies in einen Auftrag zur Regierungsbildung an Edmund Stoiber umzuinterpretieren. Schröder hat damit diesmal kein Problem, obwohl Union und FDP gegenüber SPD und Grünen einen Vorsprung von 1,2 Millionen Wählerstimmen haben.

Wenn das kein Realitätsverlust ist, was bitteschön dann? Mit Attributen wie skurril und bizarr ist so etwas jedenfalls nur unzureichend beschrieben.

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