Reform-Bedarf

Folgtman den Worten von UN-Generalsekretär Kofi Annan, so hat dieWeltorganisation den nicht unbescheidenen Anspruch, als globalemoralische Legitimierungs-Instanz zu fungieren - nicht nur in derFrage des Irak-Wiederaufbaus, sondern auch bei künftigenpolitischen Interventionen. Doch wie weit heute noch Anspruch undWirklichkeit auseinander liegen, zeichnet sich bereits in derNordkorea-Krise ab, die den Weltsicherheitsrat in den nächstenWochen und Monaten nach den Vorstellungen Washingtonsbeschäftigen soll. China, bisher einer der Haupt-Waffenlieferanten für das Regime in Pjöngjang, hat bisher jegliche formale Debatte der Problematik in New York verhindert. Auch die Russen zeigen sich wenig begeistert von der Aussicht, das Thema auf multilateraler Ebene anzugehen, weil ihnen offensichtlich jede Entwicklung recht ist, die einen Kontrapunkt zur amerikanischen Außenpolitik setzt. Diese wird bekanntlich nicht nur in Moskau als Großmachtstreben und Versuch der Ausweitung der Interessen-Sphäre interpretiert.

Doch allein schon die jüngste Ankündigung Nordkoreas, künftig als nuklearer Großexporteur an den Meistbietenden auftreten zu wollen, belegt die Notwendigkeit eines geschlossenen internationalen Vorgehens, was dann auch die Gefahr amerikanischer Überreaktionen verringern könnte. Einmal mehr zeigt sich hier jedoch der fatale Anachronismus der geltenden UN-Spielregeln, was besonders für die unglückliche Veto-Möglichkeit bestimmter Staaten gilt.

Will die Uno ihre derzeitige Schwäche überwinden und langfristig wieder an Relevanz gewinnen, sollte sie deshalb zuerst ihre eigene Restrukturierung angehen - eine Mammutaufgabe, mit der ein vor allem am Status Quo und freundlichem Miteinander in den Wandelhallen am Hudson River interessierter UN-Generalsekretär offensichtlich überfordert scheint.

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