Reformen, Einheit, Gottesfurcht: Was Trierer Argentinier hoffen

Trier · Sie kommen aus Südamerika, leben in Trier und verbinden ganz unterschiedliche Hoffnungen mit "ihrem" Papst. Ein Maler, ein Musiker und eine Yogalehrerin erzählen, was sie sich von Franziskus wünschen.

Trier. Der aus Argentinien stammende 72-jährige Trierer Künstler Mario Diaz Suarez und seine Familie haben sich riesig über die Papstwahl gefreut. Ist so ein argentinischer Papst für sie doch genau die richtige Ergänzung. Einen großen Musiker habe man schon (Astor Piazolla), eine Königin der Niederlande bekomme man bald (Maxima) und "jetzt haben wir noch einen Papst", sagt Diaz Suarez' Ehefrau Mathilde Roller lachend. Ihr aus der argentinischen Stadt Tucumán stammender Mann war in der Zeit der Studentenrevolten nach Europa gekommen, lebte zunächst in Paris und kam dann 1976 als Mitbegründer der Europäischen Kunstakademie nach Trier.
Kaum war Jorge Mario Bergoglio am Mittwochabend auf den Balkon getreten, verschickte die Tochter in Kurznachrichten die Worte "Wir sind Papst", während das Telefon Sturm klingelte: gratulierende Freunde aus Trier, euphorische Verwandte aus Argentinien.
Sie sind stolz auf ihren Papst. Kommt seine Bescheidenheit doch gut an: Zur österlichen Fußwaschung gehe Jorge Mario Bergoglio in die Armenviertel. Mario Diaz Suarez hofft, dass er sich auch als Papst um die Integration der Armen kümmert. Dass er etwas gegen die "aggressiven Freikirchen" unternimmt, die sich seiner Aussage nach in Argentinien breitmachen, und dass er die Korruption bekämpft.
Auch der 1982 in Buenos Aires geborene Mariano Chiacchiarini, der unter anderem als musikalischer Leiter des Collegium Musicum der Universität Trier tätig ist, verbindet große Hoffnungen mit dem neuen Kirchenoberhaupt. "Ich hoffe, dass die Kirche den Menschen aller Welt dank Franziskus, dank seiner Bescheidenheit, seiner Arbeit gegen die Armut und seiner Weisheit näherrücken wird", sagt der mit zahlreichen internationalen Musikpreisen ausgezeichnete Dirigent. Bergoglio sei ein mutiger Mann, und er wisse, welche Reformen die Kirche brauche. "Ich wünsche ihm viel Erfolg und hoffe, dass der ganze Vatikan auch mitmachen wird."
"Das Thema der Kirche ist Gott"


Die Trierer Yogalehrerin Laura Masi hingegen legt auf Reformen keinen Wert. Der Papst solle sich nicht um Politik bemühen. Das sei nicht Aufgabe der Kirche, sagt die 58-jährige gebürtige Argentinierin, die schon seit 30 Jahren in Deutschland lebt. "Das Thema der Kirche ist Gott", findet sie. Und dass das so ist - dass nicht der Papst wichtig ist, sondern Gott -, habe Franziskus am Mittwochabend auf dem Balkon mit einem langen Augenblick der Stille wunderbar zum Ausdruck gebracht. kah

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