Region Trier kennt sich mit Hochwasser bestens aus

Trier · Früher wurden Dämme gebaut. Heute will man das Wasser lieber schon stoppen, ehe es zum Hochwasser wird, und den Flüssen mehr Platz geben. An Mosel, Saar und Sauer ist in Sachen Hochwasserschutz viel passiert.

Der spannendste Punkt liegt kurz vor Trier. Auf nur wenigen Kilometern Strecke vereinigen sich dort Sauer und Saar mit der Obermosel. Flüsse, die zusammen ein riesiges Einzugsgebiet haben und daher auch gefährlich werden können. Von Trier aus rollt eine sich dort bildende Hochwasserwelle nahezu unverändert Richtung Koblenz, denn Platz zum Ausweichen findet das Wasser im engen Moseltal kaum. Die Region hat mit Hochwasser also reichlich Erfahrung. Und sie hat laut Joachim Gerke von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord auch vieles getan, um sich auf solche "Extrem-Ereignisse" vorzubereiten.

Vorhersage: In den vergangenen Jahren hat der Hochwassermeldedienst bei Hard- und Software stark umgerüstet. Seitdem sind detaillierte Prognosen bereits mit zwölf statt mit sechs Stunden Vorlauf möglich. "Menschen an Mosel, Saar und Sauer verlassen sich auf unsere Vorhersagen", sagt Gerke. Abzurufen sind alle aktuellen Informationen über Pegelstände und Warnungen unter www.hochwasser-rlp.de oder mit Smartphone unter m.hochwasser-rlp.de
Und zwar nicht nur für Mosel, Sauer und Saar, sondern auch für kleinere Nebenflüsse.

Risikobewertung: Ende der 1990er Jahre erstellte das Land den Gefahrenatlas Mosel, der zur Grundlage späterer Gefahrenkarten wurde. Diese ebenfalls online abzurufenden Karten zeigen, welche Gebiete bei einem Hochwasser geringer, mittlerer oder hoher Wahrscheinlichkeit überflutet werden ( www.hochwassermanagement.rlp.de ) und bewerten auch das Risiko, das damit einhergeht.

Wasser zurückhalten: "Seit großen Überschwemmungen wie im Jahr 1993 haben wir unsere Strategie geändert", sagt Gerke. Es geht nicht nur darum, Orte mit Bauwerken vor den Fluten zu schützen, sondern auch darum, das Wasser so gut es geht, zurückzuhalten - und Hochwasser zu vermeiden. So werden in Neubaugebieten oder an Straßen Mulden angelegt, die Wasser zwischenspeichern. Für die Mosel habe das keinen sehr großen Effekt. "Aber für die kleinen Nebenflüsse ist das eine wichtige Grundlage, um Hochwasserwellen zu reduzieren".

Schutzbauten: Bei besonders gefährdeten Orten wird auch weiterhin auf technischem Wege für Schutz gesorgt. So ist Saarburg dank unauffälliger Bauten vor einem Hochwasser geschützt, wie es nur alle 200 Jahre vorkommt. In Orten wie Lieser, Kesten (Mittelmosel), Kordel (Kyll), Nittel oder Oberbillig (Obermosel) wurden viele Millionen Euro in Dämme, Schutzwände oder Pumpwerke investiert.

Ökologischer Hochwasserschutz: An der Sauer ist zwischen Ralingen und Steinheim seit 2009 einiges geschehen, was nicht nur die Situation bei Hochwasser verbessert, sondern auch von ökologischem Nutzen ist. Um dem Fluss mehr Platz zu geben, wurden Wehre, Mauern und Dämme beseitigt, das Flussbett ausgedehnt und Nebenarme geschaffen. Der Wasserspiegel soll so um bis zu 80 Zentimeter sinken.

Partnerschaften: In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Hochwasserpartnerschaften entstanden, an denen sich alle Kommunen eines Flusses oder eines Flussabschnitts beteiligen. Gemeinsam suchen sie nach Lösungen, die ihren Schutz verbessern.

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