Reiseziele: Spanien, Griechenland und Türkei sind die Gewinner der Saison

Berlin · Die Internationale Tourismusbörse (ITB) soll dem Geschäft mit den schönsten Wochen des Jahres neuen Schub geben. Die Veranstalter, Feriengebiete und Hotels erwarten so viele Gäste wie schon seit langem nicht mehr - trotz politischer Unruhen, steigender Ölpreise und Inflationsbefürchtungen. Bei den Auslandszielen der Deutschen sind Spanien, Griechenland und die Türkei die Gewinner der Saison.

(dpa/red) Auf Platz vier folgen die USA, gefolgt von Ägypten, Italien und Deutschland. Auch Bulgarien, Tunesien und Kanada stehen noch hoch in der Gunst der Deutschen. Allerdings zeigen die Trends für Ägypten und Tunesien nach den politischen Unruhen momentan nach unten.

Dagegen sind scheinbare Traumziele in der Südsee oder im indischen Ozean - von Tahiti bis zu den Malediven - nach Erkenntnissen der Stiftung für Zukunftsfragen nur für eine Minderheit der Deutschen zukünftig eine Reise wert. "Die Bundesbürger blicken ebenso nüchtern wie pragmatisch auf die Zukunft und nennen Destinationen, die bezahlbar und somit realisierbar sind. Aber auch die Vorteile der weit entfernten und teuren Reiseziele sind für viele nicht mehr zu erkennen. Weder die natürlichen Ressourcen wie Sonne, Strand oder Meer, noch die immateriellen wie Gastfreundschaft und Dienstleistungen sind in Fernreisezielen besser und so viel ansprechender, als dass zukünftig unbedingt eine lange Anreise in diese Länder auf sich genommen werden muss", so der Wissenschaftliche Leiter Professor Dr. Ulrich Reinhardt. Er kommt zu dem Schluss: "Einen Traumurlaub kann man überall erleben".

Innerhalb der Lebensphasen zeigen sich nach Angaben der Stiftung große Unterschiede: Junge Erwachsene, Singles und Paare begeistern sich für Überseeziele in Nordamerika und der Karibik. Familien, Jungsenioren und Ruheständler interessieren sich dagegen eher für inländische Urlaubsgebiete. Hierbei sind die Ferienregionen am Meer deutlich beliebter als Urlaubsziele in den Bergen. Groß bleiben nach Angaben der Stiftung auch die Differenzen zwischen den Einkommensgruppen: Während Geringverdiener von spanischen, italienischen und deutschen Reisezielen träumen, nennen Besserverdienende mit Nordamerika, der Karibik und Australien drei Fernziele auf den ersten Plätzen.

Beim größten deutschen Reiseveranstalter Tui setzt sich auch der Fernreiseboom fort, obwohl höhere Kerosinzuschläge verlangt werden und die Luftverkehrsabgabe die Flugreisen verteuert. Durch die Unruhen in Nordafrika und Rückholaktionen aus Ägypten und Tunesien mussten viele Veranstalter zwar Rückschläge hinnehmen, aber die wenigsten Urlauber haben verzichtet, stattdessen buchten viele auf andere Ziele um.

Die Reisebranche hat die Krise abgehakt und startet mit dem Rückenwind der guten Konjunktur voller Optimismus in die neue Saison. Die Reiseveranstalter melden zweistellige Buchungszuwächse. Sie erwarten ein neues Rekordjahr. "Das Geschäft boomt wie lange nicht mehr", hieß es übereinstimmend auf der weltgrößten Reisemesse ITB bei Tui, Rewe oder Thomas Cook. Marktforscher geben ihnen recht: Die Deutschen sind reisefreudiger denn je und lassen sich den Urlaub wieder etwas kosten.

Urlaubsziel Deutschland steht hoch im Kurs

Die Bundesbürger gaben im vergangenen Jahr durchschnittlich 861 Euro für Urlaubsreisen aus - 41 Euro mehr als 2009. Das geht aus der Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) hervor, die auf der ITB vorgestellt wurde. Insgesamt ließen sich die Bundesbürger ihren Urlaub im vergangenen Jahr 54,8 Milliarden Euro kosten. Die durchschnittliche Länge der jährlichen Urlaubsreisen ist mit insgesamt 13,2 Tagen gleich geblieben. "Der Prozess, dass die Reisen immer kürzer werden, scheint ein natürliches Ende gefunden zu haben", sagte Tourismusforscher Martin Lohmann. Die Branche freut sich, dass die Gäste wieder früher buchen und nicht mehr so oft auf Last-Minute-Schnäppchen setzen wie im vergangenen Jahr. Auch Familien fahren wieder mehr in Urlaub.

Hotels, Gaststätten und Busunternehmer stellen sich auf brummende Geschäfte ein. Denn Deutschland steht als Reiseland hoch im Kurs - nicht nur bei den Bundesbürgern. Die europäischen Nachbarn sowie Asiaten und Amerikaner entdecken zunehmend die touristischen Vorzüge der deutschen Städte und Landschaften. Nachdem 2010 erstmals die Marke von 60 Millionen Übernachtungen ausländischer Gäste geknackt wurde, erwartet die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) einen weiteren Aufwärtstrend. Seit 2004 schiebe sich Deutschland auf der Beliebheitsskala bei europäischen Reisenden nach vorn, jetzt schon auf Platz zwei hinter Spanien und noch vor Frankreich, gefolgt von Italien und Österreich. Niederländer und seit kurzem auf Platz zwei die Schweizer seien die häufigsten Übernachtungsgäste.

Einschließlich der einheimischen Gäste könnten in diesem Jahr in Deutschland erstmals bis zu 390 Millionen Übernachtungen erzielt werden, schätzt die DZT, die für die Vermarktung des Deutschland-Tourismus zuständig ist. "Der Trend zu Reisen im eigenen Land hält an." Im vergangenen Jahr gab es erstmals mehr als 320 Millionen Übernachtungen aus dem Inland.

Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) sieht die Bundesbürger reisefreudiger denn je. Volle Reisekassen und höhere Preise ließen die Reisebüro-Buchungen für den Sommerurlaub bis Ende Januar um 18 Prozent anwachsen. Schon die Wintersaison hatte 14,6 Prozent über dem Vorjahreswert gelegen. "Es sieht für den deutschen Reisemarkt sehr, sehr gut aus", sagte GfK-Marktforscher Stefan Nigg.

Die Rewe-Gruppe erwartet für 2011 "ein absolutes Rekordjahr". Die sogenannten Bausteinmarken der Gruppe, Dertour, Meier's Weltreisen und ADAC Reisen, hätten in den ersten vier Monaten des im November begonnenen Touristikjahres 2010/11 rund zwölf Prozent mehr umgesetzt, berichtete Michael Frese, Sprecher der Geschäftsführung dieser Marken.

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