Rezepte für eine bessere Medizin

Martin Schneider will die ärztliche Versorgung in der Region gerechter machen: Es könne nicht sein, dass es in bestimmten Gebieten mehr Ärzte als nötig gibt und in anderen zu wenig, sagt der Chef des Ersatzkassenverbandes Rheinland-Pfalz.

Trier. Gerade mal drei Hausärzte gibt es in der Verbandsgemeinde Manderscheid, vier in der Verbandsgemeinde Bitburg-Land. Zwei von acht mit Hausärzten unterversorgten Kommunen in der Region, wie aus dem im vergangenen Jahr von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz vorgelegten Versorgungsatlas hervorgeht.

Zum Vergleich: In Trier gibt es nach diesen Zahlen 86 Hausärzte. "Zu viele", sagt Martin Schneider. Der 44-Jährige leitet seit Januar den rheinland-pfälzischen Ersatzkassenverband. Für ihn sind Trier und der Kreis Trier-Saarburg überversorgt mit Ärzten. Statt sich in der Stadt niederzulassen, sollten die Ärzte aufs Land gehen, etwa in die Eifel oder in den Hunsrück, wo es weniger, in einigen Orten auch zu wenige Ärzte gibt. Aber von einem generellen Ärztemangel will er nichts wissen. Zwischen 1990 und 2008 sei die Zahl der Vertragsärzte in Deutschland um fast 59 Prozent auf 138 000 gestiegen. "Es gibt kein generelles Versorgungsproblem in Deutschland", sagt Schneider.

Die Politik sei gefragt, aber auch die KV, die Ärzte entsprechend des Bedarfs zu verteilen. Das Land müsse zum Beispiel durch regionale Förderprogramme ländliche Kommunen finanziell bei der Einrichtung von Landarztpraxen unterstützen. Und die KV müsse ihrem Auftrag zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung gerecht werden - notfalls auch mit Zwang.

Es könne nicht sein, so Schneider, dass sich Ärzte innerhalb sogenannter Planungsbezirke frei, ohne örtliche Vorgaben niederlassen könnten. Dadurch würden die Mediziner natürlich eher in Städte gehen, wo sie eine höhere Zahl von Patienten hätten und durch eine größere Zahl von Ärzten auch weniger häufig Vertretungs- oder Wochenenddienste machen müssten. Die KV müsse die Niederlassung stärker am Bedarf ausrichten, fordert der Verbandschef.

Eine bessere Honorierung von Landärzten



Außerdem müsse Schluss mit dem unkoordinierten Nebeneinander von niedergelassenen Fachärzten und Klinikärzten sein. In unterversorgten Gebieten, in denen es zu wenige oder gar keine Fachärzte gebe, müssten die Kliniken in die Bedarfsplanung miteinbezogen werden. Das ist derzeit nicht möglich, da bei dieser Planung nur die niedergelassenen Ärzte berücksichtigt werden. Dadurch kann es in einigen Gebieten zu einer Doppelversorgung mit Fachärzten kommen.

Schneider liegt mit seinen Vorschlägen auf der Linie eines von der Bundestagsfraktion der Union kürzlich beschlossenen Konzeptes gegen den Ärztemangel auf dem Land. Neben einer Änderung der Zulassungsvoraussetzungen wird darin auch eine Landarztquote vorgeschlagen: Medizinstudenten sollen künftig eine finanzielle Unterstützung fürs Studium erhalten, wenn sie sich verpflichten, eine Praxis auf dem Land aufzumachen.

Auch die von Schneider gemachten Ideen von mobilen Ärzten, die Einführung von Gemeindeschwestern, die Ärzte entlasten sollen, und eine bessere Honorierung von Landärzten finden sich in dem Unionskonzept.

Meinung

Das Problem endlich anpacken

Es gibt genügend Ärzte in der Region. Doch einem Patienten in der tiefsten Eifel bringt es nichts, wenn es in Prüm oder Bitburg gleich mehrere Hausärzte gibt und wenn er bis zur nächsten Praxis kilometerweit fahren muss. In der Eifel und im Hunsrück gibt es bereits einen Ärztemangel. Dieser wird sich verschärfen, wenn viele Mediziner aus Altersgründen aufgeben werden und keinen Nachfolger finden werden. Daher zielen die Vorschläge des rheinland-pfälzischen Ersatzkassenverbandes in die richtige Richtung. Die Verteilung der ärztlichen Versorgung muss gerechter werden. Es kann nicht sein, dass sich in den Städten die Ärzte knubbeln, während auf dem Land Praxen leer stehen. Die Niederlassung muss gesteuert und neue Formen der medizinischen Versorgung möglich werden. Das sind keine neuen Vorschläge, sie müssen nur endlich mal umgesetzt werden. b.wientjes@volksfreund.deExtra Bedarfsplanung: Der Ärztebedarf richtet sich nach der Einwohnerzahl in einem Planungsbereich. In der Region richten sich die Planungsbezirke nach den Landkreisen, Trier und Trier-Saarburg bilden einen gemeinsamen Planungsbezirk. Die Bedarfsplanung wurde 1993 eingeführt, um in Gebieten, in denen es zu viele Ärzte gibt, weitere Niederlassungen zu verhindern. Als überversorgt gilt ein Planungsbereich, wenn das Verhältnis zwischen einer bestimmten Arztgruppe und Einwohnern mehr als 110 Prozent beträgt. Für diese Arztgruppe gilt dann eine Zulassungsbeschränkung. Unterversorgt bedeutet, dass dieses Verhältnis um mehr als 25 Prozent unterschritten wird. (wie)

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