Ring-Betreiber erhält Millionen für die Organisation des Formel-1-Rennens

Mainz/Nürburg · Nürburgring und kein Ende: Nach einem Bericht des Südwestrundfunks sind die Formel-1-Verträge erneut in die Kritik geraten. Ein Thema, das unsere Zeitung bereits vor Wochen aufgegriffen hat. Doch was ist an den Vorwürfen dran? Hier eine Einschätzung:

Mainz/Nürburg. Hintergrund für die jüngste Kritik: Der Formel-1-Zirkus am Ring belastet die Landeskasse mit rund 13 Millionen Euro, da Bernie Ecclestone, der große Boss im internationalen Renngeschäft, gut 16 Millionen Euro für die Austragungsrechte einstreicht. So viel Geld ließ sich beim jüngsten Rennen durch Ticketverkäufe nicht verdienen.
Die CDU-Opposition wirft dem Land (Besitzer der Rennstrecke) nun vor, mit dem Pächter (Betreiber der Rennstrecke) einen zu lukrativen Formel-1-Vertrag ausgehandelt zu haben - auf Kosten des Steuerzahlers. Pächter ist die Automotive GmbH von Jörg Lindner und Kai Richter.
Kernkonflikt: Die Erlöse aus den Ticketverkäufen gehen zwar ans Land, aber es gibt strittige Ausnahmen.
Vorwurf Nummer eins: Die private Betreibergesellschaft (Automotive GmbH) darf 9000 Karten auf eigene Rechnung verkaufen. Der Ticketpreis lag im Schnitt bei 204 Euro, also läge der Gegenwert bei 1,836 Millionen Euro. 1000 Freikarten gingen an die Region, bleibt also noch ein Wert 1,63 Millionen. Laut Landesregierung geht diese Vertragspassage in Ordnung, weil die Automotive mindestens drei Millionen Euro für die Konzession ans Land zahlen muss. Sie erwirbt damit das Recht, das Rennen zu organisieren.
Vorwurf Nummer zwei: Die Automotive kassiert 3,3 Millionen Euro für ihren Organisationsaufwand - und das ist zu viel. Die Landesregierung hält diese Summe indes für gerechtfertigt, weil die Betreiberfirma das aufwendige Rennen plant, bewirbt und abwickelt.
Vorwurf Nummer drei: Die Automotive erhält 500 000 Euro als Kompensation für entgangene Einnahmen. Besteht dafür ein Grund? Die Landesregierung hält auch diese Passage des Konzessionsvertrags für richtig, da die Automotive ein paar Tage rund um Zeittraining (Qualifiying) und Rennen einen "weißen Ring" vorhalten muss - sprich: keine eigene Werbung und keine anderen Veranstaltungen.
Vorwurf Nummer vier: Die Ring-Pächter Jörg Lindner und Kai Richter (Automotive GmbH) haben zur Organisation des Formel-1-Rennens eine eigene Gesellschaft gegründet, um Gewinne vor dem Zugriff des Landes abzuschotten - die Grand Prix Rheinland-Pfalz GmbH. Die Vergabe der Organisation an einen Subunternehmer ist im - unserer Zeitung vorliegenden - Konzessionsvertrag ausdrücklich erwähnt.
Die CDU-Opposition äußert Verwunderung über die Vertrags-praxis. Sie will offene Fragen in den Landtagsausschüssen klären.

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