Rom bewegt sich ein wenig

Trier · Bewegt sich die katholische Kirche auf die Frauen zu, oder handelt es sich um eine neuerliche Beruhigungspille, wie Kritiker meinen? Kurienkardinal Walter Kasper hat gestern in Trier ein spezielles Diakonat für Frauen ins Gespräch gebracht.

Trier. Frauen und Kirche, mit diesem Thema haben sich am vorletzten Tag ihrer Vollversammlung die 66 deutschen Bischöfe und Weihbischöfe befasst. Deren prominente Vertreter hatten schon im Vorfeld klargemacht, dass keine Revolutionen zu erwarten seien. Es gehe vielmehr darum, wie auch in der katholischen Kirche deutlich mehr Frauen in Führungspositionen gehievt werden können.
Prominentester Gast an diesem Tag in Trier: der eigens aus Rom angereiste Kurienkardinal Walter Kasper (Foto: dpa). Der hatte immerhin einen "als Frage formulierten Vorschlag" im Gepäck, der aufhorchen ließ: Es wäre denkbar, eine spezielle Diakoninnenweihe einzuführen. Dieses Diakonat sei allerdings nicht vergleichbar mit dem Diakonat für Männer und erst recht keine Vorstufe für eine Priesterinnenweihe. Dieses werde es auch in Zukunft nicht geben. "Ich denke, dass daran nichts zu ändern ist", sagt der römische Kurienkardinal, "das ist ungebrochene Tradition der Kirche."
Die Meinung der Experten war nach dem Kaspervorschlag geteilt. "Zum ersten Mal seit 50 Jahren liegt ein konkreter Vorschlag auf dem Tisch", sagte der Chefredakteur der katholischen Nachrichtenagentur KNA, Ludwig Ring-Eifel. "Das ist nicht mehr als eine Pille, die die Frauen ruhigstellen soll", meinte ein anderer Journalist. Zuvor hatten auch Vertreter der Kirchenvolksbewegung Wir sind Kirche der Bischofskonferenz vorgeworfen, mit dem Studientag zum Thema Frauen Beruhigungspillen zu verteilen. Es sei doch eine Selbstverständlichkeit, dass Frauen entsprechend ihrer Qualifikation eingesetzt würden, sagte Sprecherin Annegret Laakmann. "Wirkliche Entscheidungen dürfen von Frauen in der katholischen Kirche nicht getroffen werden", sagte sie - und forderte den Zugang zu Weiheämtern: "Wir wollen Diakoninnen, Priesterinnen, Bischöfinnen und Päpstinnen werden." Etwas zurückhaltender äußerte sich gestern Abend die Theologieprofessorin Margareta Gruber: "Die Kirche bleibt natürlich eine Männerdomäne. Aber trotzdem bewegt sich mittlerweile etwas."

Alle Beiträge zur Bischofskonferenz in Trier finden Sie im Internet unter www.volksfreund.de/dbk
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Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat sich nach eigenen Angaben die Frauenförderung auf die Fahne geschrieben. "Bei gleicher Qualifikation und wo möglich werden Frauen bei Neubesetzungen bevorzugt berücksichtigt", sagte Ackermann dem TV. Derzeit sind von den 32 Führungspositionen in der bischöflichen Verwaltung nur sechs mit Frauen besetzt. Das entspricht einer Quote von rund 19 Prozent. seyExtra

Das Diakonat ist ein Teil der drei Ämter Christi und ist die erste sakramentale Weihestufe. Priesteramtskandidaten werden vor ihrer Priesterweihe zum Diakon geweiht und damit Kleriker. Jede Teilhabe am kirchlichen Dienst im Klerus setzt das Diakonat voraus; auch Priester und Bischöfe bleiben Diakone, empfangen mit den weiteren Weihestufen jedoch besondere Vollmachten. Darüber hinaus hat das Zweite Vatikanische Konzil das Amt des ständigen Diakons als eigenständiges Amt der Kirche wiederhergestellt, das auch verheirateten Männern offen- steht. Der Begriff Diakon stammt vom griechischen Verb diakonein ab und bedeutet dienen. Quelle: kathpediaExtra

Der Kölner Erzbischof JoachimMeisner legt Wert auf Etikette. Als sich eine Journalistin am Rande der Bischofskonferenz von dem 79-Jährigen mit den Worten verabschiedete: "Vielen Dank, Herr Meisner, und einen schönen Tag noch", erwiderte dieser hörbar not amused: "Herr Meisner ist mein Bruder, ich bin Kardinal Meisner." sey

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