Rot-Grün am Ende

Das Drama hat wie erwartet seinen Lauf genommen – und zu einer spektakulären Entscheidung geführt: Nach dem historischen Verlust ihres "Herzlandes" Nordrhein-Westfalen haben die SPD-Vormänner Franz Müntefering und Gerhard Schröder die Reißleine gezogen und das rot-grüne Experiment vorzeitig für beendet erklärt.

Das Drama hat wie erwartet seinen Lauf genommen – und zu einer spektakulären Entscheidung geführt: Nach dem historischen Verlust ihres "Herzlandes" Nordrhein-Westfalen haben die SPD-Vormänner Franz Müntefering und Gerhard Schröder die Reißleine gezogen und das rot-grüne Experiment vorzeitig für beendet erklärt. Wahrlich eine faustdicke Überraschung, die gleichwohl die logische Konsequenz aus dem Siechtum von SPD und Grünen ist. Dieser Sonntag wird in die Geschichte eingehen, weil das Ergebnis der Landtagswahl im größten Bundesland NRW eine Zäsur darstellt: Nach zahlreichen Erfolgen in Ländern und Kommunen, seit 1998 auch im Bund, muss das rot-grüne "Reformprojekt" als gescheitert betrachtet werden. Die Bürger haben sich jedenfalls, frustriert und enttäuscht, von den Hartz-IV-Reformern abgewendet und die Chefgenossen so zu dieser außergewöhnlichen Reaktion gezwungen. Sie ist auch als Eingeständnis des Scheiterns zu verstehen. Angela Merkel, die CDU-Vorsitzende, darf sich hingegen ebenso freuen wie der neue Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. Mitten im Frühling ist die ehemalige "Winterkönigin" fast am Ziel ihrer Wünsche angelangt. Die Kanzlerkandidatur ist ihr nicht mehr zu nehmen. Merkel hat jetzt alle Trümpfe in der Hand: Eine erdrückende Mehrheit der unionsgeführten Länder im Bundesrat, eine unumstößliche Machtstellung in der eigenen Partei und die Aussicht auf einen deutlichen Wahlsieg im September. Denn die Vorstellung, dass Schröder und Müntefering es mit einer Kraftanstrengung wie weiland 2002 noch einmal schaffen könnten, die Gunst der Menschen zu ergattern, ist nahezu ausgeschlossen. Nichts deutet darauf hin, dass sich die Stimmung im Lande gravierend ändern könnte. Nur eines scheint klar: Die waidwunden Genossen werden jetzt im Wahlkampf die Systemfrage stellen und damit eine Lager-Debatte auslösen, gegen die die Heuschrecken-Diskussion eine lyrische Lesung war. Allein, es wird nichts nutzen: Das rot-grüne Märchen, das ist die Botschaft des 22. Mai, ist endgültig vorbei. nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort