Rot-grünes Ringen um die Formel 1

Nürburg · 13 Millionen Euro gibt das Land Rheinland-Pfalz dafür aus, dass am Wochenende wieder Formel-1-Wagen über den Nürburgring rasen. Ob es weitere Rennen geben wird, ist nicht klar: SPD und Grüne sind unterschiedlicher Meinung.

Erster rot-grüner Konflikt in der Landesregierung? Das rheinland-pfälzische Innenministerium (von der SPD geführt) widerspricht dem Wirtschaftsministerium (von den Grünen geführt). Denn das Haus von Minister Roger Lewentz bleibt bei der Linie, dass in der aktuellen Legislaturperiode auch für ein zweites mögliches Formel-1-Rennen am Nürburgring ein Landeszuschuss fließen soll.

Über die genaue Höhe schweigt man sich aus. Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) hingegen hatte am Wochenende erklärt: "Bis 2016 gibt es genau ein Formel-1-Rennen mit finanzieller Unterstützung des Landes - und das ist 2011. Punkt." Danach sei der Geldhahn zu.

Verhandlungen mit Ecclestone

Das Innenministerium ließ das so nicht stehen und betonte, dass nach dem Großen Preis von Deutschland, der am Wochenende steigt, mit Formel-1-Macher Bernie Ecclestone über ein weiteres Rennen am Nürburgring verhandelt wird. "In die Gespräche gehen wir mit dem Betrag X", so Sprecher David Freichel.

Innenminister Roger Lewentz hatte stets erklärt, dass der Landeszuschuss künftig "deutlich geringer" ausfallen wird. Spekuliert wird über eine Summe von rund sechs Millionen Euro. Das Land subventioniert das Rennen am Wochenende mit 13 Millionen.
Weiteres Konfliktthema



Innenminister Lewentz griff noch ein weiteres Konfliktthema auf und erklärte: "Es gibt keine Anfragen der Betreibergesellschaft Nürburgring Automotive GmbH für eine finanzielle Unterstützung des Landes zu einem Umbau am Nürburgring." Lemke hatte hingegen gegenüber unserer Zeitung berichtet, dass die Gesellschafter der Automotive sich um weitere 20 Millionen an Landesgeldern bemüht hätten.

Die Grünen-Politikerin, in der Vergangenheit eine scharfe Kritikerin der neuen Nürburgring-Konzeption, lehnt
weitere Landesgelder für den Freizeitpark in seiner jetzigen Struktur ab. Nachdem Lemkes Äußerungen ein gewaltiges Echo ausgelöst haben, ruderte sie inzwischen zurück.

In einer gemeinsamen Erklärung mit dem Innenministerium schränkte sie ein: "Es wird keine Formel 1 um jeden Preis geben. Ob das Rennen am Wochenende das letzte sein wird, hängt damit maßgeblich von den Forderungen von Bernie Ecclestone ab." Beide Minister einigten sich darauf, dass "es keinen rot-grünen Dissens bei der Formel 1 gibt".

Verluste nicht mehr hinnehmbar

Die Ring-Pächter Kai Richter und Jörg Lindner räumten "nicht mehr hinnehmbare Verluste" bei der Formel 1 ein. Die Betreiber wünschen sich daher Unterstützung des Bundes: "Es muss die Frage erlaubt sein, ob nicht auch der Bund bei einem internationalen Ereignis wie der Formel 1 vergleichbare Unterstützung zu Teil werden lässt wie bei der Fußballweltmeisterschaft oder diversen Olympiabewerbungen."

Die CDU übt in einer Reaktion auf ein Interview unserer Zeitung mit den Pächtern Kritik am Nutzungskonzept des Ringareals. "Nach einer kompletten Fehlplanung steuert der Nürburgring auf sein desaströses Ende zu", erklärte Generalsekretär Josef Rosenbauer.

Irrungen und Wirrungen in der Koalition

Nach zwei Monaten Rot-Grün in Rheinland-Pfalz hat Grünen-Wirtschaftsministerin Eveline Lemke mit dem Wunsch nach mehr Teamgeist für Verwunderung beim Koalitionspartner gesorgt. SPD-Generalsekretär Alexander Schweitzer sieht keinen Verbesserungsbedarf in der jungen Koalition: "Da sind keine Probleme", sagte Schweitzer am Montag in Mainz. "Ich sehe überhaupt keine Defizite - im Gegenteil." Lemke hatte gesagt: "Ich wünsche mir ein stärkeres Miteinander." Das Ziel müsse sein, "dass es wirklich ein Rot-Grün gibt. Derzeit gibt es eher ein Rot und ein Grün vor dem Hintergrund des Koalitionsvertrags."

Die SPD habe einen "sehr erfahrenen Planungsstab, der sich jetzt daran gewöhnen muss, dass wir mitplanen". Die Vize-Ministerpräsidentin bescheinigte der SPD zugleich ein faires Miteinander mit den Grünen. "Wenn wir fachlich-politisch anderer Meinung sind, gehen wir menschlich absolut korrekt damit um." Der SPD-Generalsekretär wertete die Arbeit der Koalition positiv. "Wir haben uns zu einem guten Team zusammengefunden", sagte Schweitzer. Das erlebe er in allen Gesprächen sowohl mit Kollegen der SPD als auch der Grünen in Rheinland-Pfalz. dpa

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