Rote Teufel stehen vor Finanz-Kollaps

KAISERSLAUTERN. (dpa/AF) Die finanzielle Situation beim abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern verschärft sich dramatisch. Das Finanzamt Kaiserslautern erhebt Nachforderungen von 12,9 Millionen Euro. Davon sind 8,3 Millionen Euro sofort fällig.

"Das übertrifft die schlimmsten Befürchtungen", sagte Aufsichtsratsmitglied Michael Koll dem TV am späten Abend auf Anfrage. Der mit 30 Millionen Euro verschuldete Traditionsverein steht nach der zusätzlichen Forderung des Finanzamts vor dem Konkurs. Das Sanierungskonzept, an dem fieberhaft gearbeitet wird, droht endgültig zu platzen. Die Finanzbehörde hatte die Klub-Führung gestern über den Erlass von zwei so genannten Lohnsteuer-Haftungsbescheiden informiert. Grundlage der Nachforderungen: Es besteht der Verdacht, dass der ehemalige Vorstand der Pfälzer Lohnsteuer für Lizenzspieler nicht korrekt abgeführt hat. Lohnzahlungen seien, so die Vermutung der Steuerfahnder, verdeckt als Zahlung auf Persönlichkeitsrechte oder über Spielervermittler abgerechnet worden. "Dafür sind die damals Verantwortlichen in die Pflicht zu nehmen", sagte Rechtsanwalt Koll dem TV . Der Bescheid über 8,3 Millionen Euro ist mit einer sofortigen Zahlungsaufforderung verbunden. Der restliche Betrag von 4,6 Millionen Euro wird wegen weiterer Untersuchungen erst später zugestellt. "Die Situation hat sich für den 1. FCK dramatisch verschlechtert", sagte der Vorstandsvorsitzende Rene C. Jäggi nach dem Gespräch mit den Finanzbeamten. Der Verein werde sofort alle möglichen Rechtsmittel einlegen. Juristische Schritte bewahren den Tabellenletzten der Bundesliga allerdings nicht vor der Zahlung der sofort fälligen Summe. Nach TV -Informationen tagte der Aufsichtsrat bis in die Nacht. Dabei ging es wahrscheinlich vorrangig um den letzten Rettungsanker: Wie kann das vereinseigene Fritz-Walter-Stadion zu Geld gemacht werden? Und vor allem: Wer kauft den "Roten Teufeln" ihr Stadion ab? Der Finanzbehörde war am 3. Dezember 2002 ein erster Teilbericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Deutsche Revision vorgelegt worden, die Vorstand und Aufsichtsrat gemeinsam mit der Untersuchung von Geschäftsvorgängen beim 1. FCK seit 1996 beauftragt hatten. Ende vergangenen Jahres folgte die Fertigstellung eines weiteren Berichts, der sich mehrere Gespräche zwischen Vertretern von Amt und FCK anschlossen. Der enorme Umfang des Berichts erforderte einen größeren zeitlichen Aufwand bis zur Vorlage einer Bewertung durch das Finanzamt.

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