"Rüttgers sollte Kraft den Weg ebnen"

Der Parteienforscher Oskar Niedermayer hält trotz des leichten Stimmenvorsprungs für die CDU eine Große Koalition unter Führung von SPD-Frontfrau Hannelore Kraft in NRW für denkbar.

Berlin. Mit dem Politikprofessor an der FU Berlin sprach unser Korrespondent Stefan Vetter.

Herr Niedermayer, wird Schwarz-Gelb nach der krachenden Niederlage in Düsseldorf auch im Bund zum Auslaufmodell?

Niedermayer: Nein. Das Regieren in Berlin wird sicher schwieriger werden. Schon wegen der veränderten Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat. Union und FDP eint aber der Wille zur Macht. Weder FDP noch Union werden es auf eine Regierungskrise anlegen. Denn die Partei, die eine Koalition bricht, wird von den Wählern in aller Regel abgestraft. Wenn beide rational handeln, dann raufen sie sich jetzt zusammen.

Wie rational muss denn die SPD jetzt als gefühlter Wahlsieger handeln?

Niedermayer: Sie sollte versuchen, eine Große Koalition unter ihrer Führung hinzubekommen.

Das dürfte die Union mit ihrem hauchdünnen Stimmenvorsprung anders sehen, oder?

Niedermayer: Es steht nirgendwo geschrieben, dass die stärkste Partei den Ministerpräsidenten stellen muss. Das ist eine Regel, die sich so eingebürgert hat, die aber in der Vergangenheit auch Ausnahmen kannte. Wenn Herr Rüttgers sagt, er übernimmt die Verantwortung für die dramatische Abstrafung der Landes-CDU, dann kann er das tun, indem er sich zurückzieht und einer Großen Koalition mit Hannelore Kraft als Ministerpräsidentin nicht im Wege steht.

Eine klare Alternative für die SPD wäre Rot-Rot-Grün ...

Niedermayer: Das würde ich den Sozialdemokraten angesichts des zerstrittenen Landesverbandes der Linken nicht raten.

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