Rumoren an der Basis

MAINZ/TRIER. Am Neubeginn der CDU nach der Schlappe bei der Landtagswahl wird auf Parteiebene zwar erst gebastelt, doch nach Neubesetzung der Fraktionsspitze macht sich im Trierer Parteibezirk schon erster Unmut breit. Der Burgfriede zwischen Bezirkschef Michael Billen und Fraktions-Vize Alex Licht gilt als äußerst brüchig.

Über den Aufbruch in bessere Zeiten will der CDU-Bezirksvorstand beraten, wenn er heute Abend in Trier zusammenkommt, um sich der Neuaufstellung der Landes-Partei nach der vierten Wahlniederlage seit 1991 zu widmen. Allerdings dürfte so mancher Teilnehmer alles andere als eine positive Grundstimmung von der Basis mitbringen. "Es gibt heftiges Rumoren im Bezirk", sagt ein intimer Kenner des langjährigen Gegeneinanders der Lager von Freunden und Gegnern des zurückgetretenen Parteichefs Christoph Böhr. Dabei ist der Druck gewaltig, endlich zusammenzufinden und sich nicht mehr nur mit sich selbst zu beschäftigen. Bei der Nachfolgeregelung für den Fraktionsvorsitz hatte Böhrs Kampfgefährte Billen vehement Ansprüche angemeldet, vor der Wahl am 5. April aber kurzfristig seine Kampfkandidatur zurückgezogen und dann auch noch auf den Fraktionsvize unter dem neuen Vorsitzenden Christian Baldauf verzichtet. Er überließ damit seinem härtesten Widersacher Licht den Trierer Platz in der Stellvertreterriege. Der Moselaner aber kam mit 20 von 38 Stimmen ohne Gegenkandidat gerade mal so durch. Dass es dabei irgendwie um einen Friedenschluss gehen sollte, glaubt kaum jemand. "Alles andere als ein Zeichen von Harmonie, es bleibt beim Lager-Denken", heißt es hinter vorgehaltener Hand. Schon lange geht ein Riss durch den Bezirk - nicht erst, seit der frühere Bezirksvorsitzende Peter Rauen 2004 Böhr die Spitzenkandidatur erfolglos streitig gemacht hatte und später von Billen aus dem Amt gedrängt wurde. Kopfschütteln ernten nun sowohl Billens Strategie, unabgesprochen nach vorn zu preschen und dann nicht anzutreten, wie auch Lichts Kandidatur, für die es keinerlei Rückendeckung seiner Abgeordnetenkollegen aus dem Bezirk gab. Kritik an seinem Vorgehen hat Billen nach eigenen Angaben bislang nicht vernommen. Beschwerden von Parteifreunden, dass er Licht "durchgelassen" habe, gebe es sehr wohl. Indirekt räumt der Eifeler ein, dass der Neubeginn in der Fraktion nicht gerade optimal gelaufen ist. Um der Geschlossenheit der Partei willen habe er jedoch darauf verzichtet, die Machtfrage zu stellen. Licht gibt sich vor der Sitzung des Bezirksvorstands betont gelassen. Dass er trotz fehlender Rückendeckung für den Vizeposten kandidiert hat, stört ihn nicht. "Das ist alles Schnee von gestern", so der Chef des Kreisverbands Bernkastel-Wittlich. Ganz anders sieht das sein Dauner Kollege Herbert Schneiders. "Nicht alle haben aus der Vergangenheit gelernt", so der Kommentar zu Lichts Vorgehen.Kritiker wollen nicht noch Öl ins Feuer gießen

"Beide hätten besser daran getan, sich zurückzunehmen", sagt ein Abgeordneter, der nicht noch Öl ins Feuer gießen will. Der Burgfriede müsse halten, egal wie viel oder wenig Herzblut der Betroffenen dabei im Spiel sei. Ohnehin sehen einige Parteistrategen Billens Position bereits geschwächt und Lichts Stellung in der Fraktionsspitze als wenig hoffnungsvoll. Der Trier-Saarburger Landrat und CDU-Parteichef Günther Schartz hält nichts davon, dass im Bezirksverband jetzt nachgekartet wird. "Die Fraktion hat entschieden." Er will vielmehr die Neuformierung der Partei, bei der im Juli der Führungswechsel ansteht, in aller Ruhe diskutieren. Da auch diese Position auf den Frankenthaler Christian Baldauf zuzulaufen scheint, muss sich der Trierer Bezirk Gedanken machen, wen er möglicherweise als Bewerber für den stellvertretenden Landesvorsitz ins Rennen schickt. Dabei fällt auch der Name Schartz. Zu solchen Spekulationen will sich das Landesvorstandsmitglied jedoch nicht äußern. Zudem gilt es als unwahrscheinlich, dass der Bezirksvorstand bereits konkrete Personalfragen debattiert.

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