Sauer auf Käßmann & Co: Die AfD und die Kirchen

Berlin · Berlin Es waren volle Breitseiten, die ein Teil der AfD-Führung am Montag in Berlin gegen die beiden großen Kirchen abfeuerte. Zahlreiche Dialogangebote seien "brüsk" abgelehnt worden, wetterte Co-Chef Jörg Meuthen, das sei "gänzlich unbiblisch".

Die Haltung der "Alternative für Deutschland" in der Flüchtlings- und Migrationspolitik ist für die beiden Konfessionen unchristlich, für die AfD aber nach eigenem Bekunden "verantwortungsethisch" notwendig. Die Kirchen würden lediglich "medial kolportierte Vorurteile" übernehmen, kritisierte Meuthen. Man sei schließlich nicht dagegen, "echten Flüchtlingen" zu helfen "und christliche Barmherzigkeit zu zeigen". Man wende sich aber gegen eine unkontrollierte Massenimmigration.
Die Kirchen glauben an diese spezielle AfD-Form der Nächstenliebe freilich nicht. Und daraus machen sie schon länger keinen Hehl. "Unser Kreuz hat keine Haken" - in dieser scharfen Weise riefen der katholische und evangelische Klerus vor wenigen Wochen zu Protesten gegen den AfD-Parteitag in Köln auf. Im Gegenzug forderte der niedersächsische Landesvorsitzende Armin-Paul Hampel danach die christlichen Parteimitglieder dazu auf, aus der Kirche auszutreten.
Die Fronten scheinen verhärtet. Nicht zuletzt, weil auf dem evangelischen Kirchentag am Wochenende aus AfD-Sicht ein weiterer Aufreger hinzugekommen ist: So hatte die Theologin und Reformationsbotschafterin Margot Käßmann die familienpolitischen Pläne der AfD in die Nähe der Rassenideologie der Nazis gerückt. Meuthen betonte, das sei "infam" und entbehre jeder Grundlage. "Man könnte das schon fast als krank bezeichnen", sagte er in Richtung Käßmann.
Kaum eine Rolle spielt da offenbar noch, dass es bei der Veranstaltung auch zu einem ersten vorsichtigen Versuch eines Dialogs kam. So durfte die Bundesvorsitzende der Vereinigung "Christen in der AfD", Anette Schultner, auf dem Kirchentag mit dem Berliner Bischof Markus Dröge diskutieren. Meuthen erklärte zwar, er überlege, aus der katholischen Kirche auszutreten. Die Dialogbereitschaft bleibe aber bestehen. Allerdings ist die AfD programmatisch nicht gerade auf Kuschelkurs: So will sie die Bezahlung von Kirchenrepräsentanten aus Steuermitteln abschaffen. An die Kirchensteuer wolle man aber nicht ran, wie Meuthen beteuerte. Auf dem Parteitag der AfD war ein entsprechender Antrag schon gescheitert.

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