Schatten auf der Sonne

Gute Zeiten, schlechte Zeiten in Athen: Nach der ersten Hälfte der Olympischen Wettbewerbe muss man den im Vorfeld oft gescholtenen Organisatoren auch einmal ein Kompliment machen: Das befürchtete Verkehrschaos blieb aus (auch weil die meisten Athener in Urlaub sind), und die knallharten Sicherheitsvorkehrungen haben sich bewährt, wenn auch viele Fans murren, wenn sie Stunden vor einem Wettkampf an der Halle oder dem Stadion sein müssen.

Aber genauso ordentlich wie die Griechen die Themen Sicherheit und Ordnung angehen, so scheinen die Trainer und Ärzte aus der Heimat der Olympischen Spiele mit Doping umzugehen: Ein geheimer Plan ist aufgetaucht, wonach der Großteil des Olympia-Teams systematisch mit verbotenen Substanzen für den größten sportlichen Höhepunkt des Jahrhunderts fitgespritzt werden sollte. Ähnliche Methoden waren bisher nur aus der DDR und der Sowjetunion bekannt. Der Skandal um die Sprinter Kenteris und Thanou war scheinbar nur die Spitze des Eisbergs. Wäre ihr Doping nicht aufgeflogen, wäre das griechische Team vielleicht nicht derart genau kontrolliert worden, hätten die Verantwortlichen nicht auspacken müssen. Aber alle Doping-Fälle, die bisher aufgedeckt wurden, belegen eines: Die Kontrollmechanismen funktionieren, der medizinische Vorsprung der Doper im Vergleich zu den Ärzten scheint zu schmelzen. Aber der Schatten trübt das bislang (nicht nur meteorologisch) sonnige Athen. Das ausgerechnet die Gastgeber mit unerlaubten Mitteln ihre Sportler zu Heroen pushen wollten, schreckt nicht nur die Sportfans in aller Welt, sondern vor allem die Griechen selbst auf. Die ganze Aktion ist ihnen, die der Welt zeigen wollten, dass sie perfekte Spiele organisieren können, peinlich und untergräbt die Erfolge in anderen Bereichen. b.pazen@volksfreund.de

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