Scheinheiliger Störer

Rom/Trier · Ein selbst ernannter katholischer Bischof aus Deutschland hat beim Vorkonklave im Vatikan für Aufregung und Verwirrung gesorgt. Das Bistum Trier hat schon vor zwei Jahren vor dem angeblichen Oberhirten gewarnt.

Rom/Trier. Er führt andere an der Nase herum, aber versteht selbst keinen Spaß. Der Berliner Ralph Napierski hat wieder einmal für Schlagzeilen gesorgt - und zwar weltweit. Bei den Vorbereitungen für die Papstwahl (Konklave) im Vatikan schmuggelte sich der unter dem Namen "Basilius" auftretende Napierski zunächst unerkannt unter die Kardinäle.
Bereitwillig ließ sich der eine oder andere Kardinal mit dem falschen katholischen Bischof fotografieren oder schüttelte dem vermeintlich frommen Mann die Hand. Dabei entsprach schon Napierskis Outfit nicht ganz der offiziellen römisch-katholischen Kleidungsetikette: Der Talar war zu kurz, die lila Schärpe ein Schal, und statt eines Scheitelkäppchens (Pileolus) trug der angebliche Geistliche einen plumpen schwarzen Hut. Journalisten, die ihn ansprachen, stellte sich der komische Heilige als Mitglied der italienischen orthodoxen Kirche vor. Dumm nur, dass es diese Kirche nicht gibt.
Warnung aus Trier


In geweihten Kreisen ist Napierski kein Unbekannter. Schon im August 2010 warnten die Deutsche Bischofskonferenz und das Trierer Generalvikariat vor dem Berliner, der den falschen Eindruck erwecke, römisch-katholischer Bischof zu sein. "Es wird empfohlen, auf die schriftlichen und telefonischen Versuche von Ralph Napierski nicht zu reagieren", empfahl seinerzeit das Bistum Trier. Der so Gebrandmarkte wehrte sich prompt und warnte auf seiner Internetseite "ausdrücklich" vor dem Trierer Bischof Stephan Ackermann, der sich durch Aussagen in einem Pfingstgottesdienst selbst exkommuniziert habe. Ähnliche Vorwürfe machte Napierski auch anderen Bischöfen, darunter dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch.
"Herr Napierski ist hier bekannt", meinte denn auch Bischofskonferenzsprecher Matthias Kopp nach dem toll-dreisten Auftritt des Berliners im Vatikan. Dessen Behauptung, katholischer Bischof zu sein, "widersprechen wir", sagt Kopp. Denn der Mann werde nicht im Annuario Pontificio geführt, dem Päpstlichen Jahrbuch, in dem alle rechtmäßigen katholischen Bischöfe verzeichnet seien. Unakzeptabel sei darüber hinaus auch Ralph Napierskis Verhalten, in dieser Form die Vorbereitungen zum Konklave zu stören.
Das sahen offenbar auch die Schweizer Gardisten so. Nachdem sie den falschen katholischen Bischof als solchen identifiziert hatten, wurde er höflich, aber bestimmt vom vatikanischen Gelände verwiesen. Juristische Schritte gegen den Mann würden nicht ergriffen, sagte gestern ein Sprecher des Erzbistums Berlin. Die Berufsbezeichnung Bischof sei rechtlich nicht geschützt.
Auch Vatikan-Sprecher Frederico Lombardi war hörbar darum bemüht, die Angelegenheit nicht noch durch heftiges verbales Flügelschlagen aufzuwerten. Ihm sei die Sache mit dem falschen deutschen Bischof nicht bekannt, beschied Lombardi fragende Journalisten. Er könne allerdings versichern, dass alle Kardinäle echt seien.

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