Schlammschlacht

Dass die Suche nach dem nächsten Gouverneur Kaliforniens mittlerweile weltweiten Unterhaltungswert genießt, kann wohl niemand bestreiten. Ein in Österreich geborener Filmstar, der den größten US-Bundesstaat führen möchte, doch kurz vor dem Ziel über eine vom politischen Gegner eifrig kolportierte frühere Hitler-Bewunderung und die vermeintliche Belästigung von mittlerweile elf Zeuginnen stolpern könnte, die sich allesamt zeitlich perfekt zum Wahltermin passend plötzlich an Grabschereien und andere Missetaten des "Terminators" erinnern. Der trat gut beraten sogleich die Flucht nach vorn an, entschuldigte sich pauschal für etwaige Jugendsünden und Grobheiten der Vergangenheit - und sieht ansonsten eine Schmutzkampagne jener Demokraten, für die eine Niederlage im liberalen Sonnenstaat einem nationalen Debakel gleichkäme. Selbst für das skandalgewohnte Hollywood ist das, was in den letzten Tagen im Rahmen der Schlammschlacht an Gerüchten, Unterstellungen und möglichen Wahrheiten das Licht der Welt erblickt hat, harter Tobak. Jeder andere Politiker hätte wohl längst die Flinte ins Korn geworgen, doch "Arnie" zeigt sich als Kandidat mit stählernem Panzer, an dem alle Vorwürfe abprallen. Der Republikaner setzt dabei auf die Philosophie, dass schlechtes persönliches Benehmen mittlerweile vom Wahlvolk akzeptiert wird, solange die politische Agenda und das Charisma stimmen. Bill Clinton könnte ihm dafür als Musterbeispiel dienen: Er belog die Nation und erlaubte sich auch - so gaben es zumindest die Betroffenen an - unerwünschte wie ungesetzliche Übergriffe. Und doch gilt heute der Ex-Präsident als beliebtester Demokrat im ganzen Land. Nimmt man die hier deutlich erkennbare Resistenz vieler Bürger gegen schwarze Flecken auf Politiker-Westen zum Maßstab, müsste bei der morgigen Wahl in Kalifornien eigentlich der Mann siegen, der immer noch in den Umfragen führt: Arnold Schwarzenegger. nachrichten.red@volksfreund.de

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