Schlechte Zeiten für die zukünftigen Rentner

Berlin · Wer jetzt oder demnächst in Rente geht, muss sich auf geringere Altersbezüge einstellen als Senioren, die schon länger eine Rente beziehen. Das geht aus einer Stellungnahme des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor, die unserer Zeitung vorliegt.

Berlin. Durch die wechselhaften Erwerbsverläufe sowie rentenrechtliche Einschnitte sind die Rentenanwartschaften in den letzten Jahren zum Teil deutlich gesunken. Wer demnach 2004 in den alten Bundesländern 60 Jahre alt war, hatte sich zu diesem Zeitpunkt eine Rente von durchschnittlich 717 Euro erarbeitet. Bei einem Bürger im Westen, der erst 2009 das 60. Lebensjahr erreicht hatte, waren es nur noch 710 Euro, also sieben Euro weniger. In den neuen Bundesländern fällt dieser Unterschied noch deutlich größer aus. Demnach kam dort ein 60-Jähriger im Jahr 2004 noch auf eine Rentenanwartschaft von 922 Euro. 2009 hatte ein Ostdeutscher im gleichen Alter nur noch Anspruch auf 855 Euro Rente. Das sind immerhin 67 Euro weniger im Monat.
Gewinner in diesem Vergleich sind einzig die westdeutschen Frauen: Die Rentenanwartschaft einer 60-Jährigen lag 2004 bei 467 Euro. Fünf Jahre später waren es schon 526 Euro, also 59 Euro mehr. Der deutliche Sprung nach oben erklärt sich daraus, dass Frauen in den alten Bundesländern mittlerweile verstärkt einer versicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen als noch in früheren Jahren. Auch werden Kinderziehungszeiten inzwischen besser bei der Rente berücksichtigt.
Die vom Arbeitsministerium verwendeten Zahlen basieren auf einer Hochrechnung der Deutschen Rentenversicherung, die dafür insgesamt 582 000 Versicherungsfälle zugrunde legte.
Bereits im Mai war das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer Studie über Altersarmut zu dem Ergebnis gekommen, dass die tatsächlich ausgezahlten Altersbezüge für Neurentner schon seit dem Jahr 2000 deutlich im Sinkflug sind. Aktuell belaufe sich der Zahlbetrag bei einem Neurentner nur noch auf durchschnittlich 820 Euro im Westen beziehungsweise 800 Euro im Osten. Damit liege die Durchschnittsrente bei männlichen Neurentnern nur noch wenig über dem Niveau der staatlich finanzierten Grundsicherung im Alter, heißt es in der Untersuchung.
Als Ursache führen die Experten insbesondere die von Arbeitslosigkeit unterbrochenen Erwerbsbiografien, geringfügig entlohnte Tätigkeiten sowie die mit einem vorzeitigen Rentenbezug verbundenen Rentenabschläge an. Von solchen Abschlägen sind laut DIW mittlerweile 82 Prozent der Ost-Rentner und 52 Prozent der Westrentner betroffen.
Hinzu kommen rentenrechtliche Änderungen, die die Rente schmälern. So wurden zum Beispiel die Rentenbeiträge für Hartz-IV-Empfänger zusammengestrichen. Negativ wirkt sich auch eine verminderte Berücksichtigung von Ausbildungszeiten bei der Rentenberechnung aus. "Es ist gegenüber den Menschen unverantwortlich, dass die Bundesregierung das Problem der Alterarmut noch immer auf die lange Bank schiebt", kritisierte Linksparteichef Klaus Ernst gegenüber unserer Zeitung. Die Rente müsse wieder den Lebensstandard im Alter sichern. Dazu seien auch ein flächendeckender Mindestlohn und das Verbot nicht existenzsichernder Beschäftigung wie Leiharbeit oder Minijobs notwendig.

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