Schmutzige Hände

Hiobsbotschaft für die Boom-Branche Alternative Energien: Die Koblenzer Staatsanwaltschaft ist einem offenbar groß angelegten Betrug durch Windpark-Betreiber auf die Spur gekommen. Die Vorwürfe sind alles andere als ein laues Lüftchen: Betrug, Untreue, Steuerhinterziehung, Insolvenzverschleppung wird den Beschuldigten vorgeworfen - alles unappetitliche Zutaten für einen echten Wirtschaftskrimi. Um nichts anderes als ein toll-dreistes Stück Wirtschaftskriminalität handelt es sich, wenn die Vorwürfe der Ermittler zutreffen, auch im aktuellen Fall. Da wurden etwa unrentable Windanlagen auf dem Papier zu ertragreichen Energiespendern umfrisiert - um die Anleger zu bluffen. Gutachten mit "negativer" Windprognose bekamen diese erst gar nicht zu Gesicht. Betrogen wurde selbst bei den Rotorblättern: Vertraglich vereinbart waren große Windräder, montiert wurde die Mini-Version. Würde es sich nicht um kriminelle Machenschaften handeln, man könnte darüber schmunzeln. Wer bislang davon ausging, dass Öko-Akteure schon allein deshalb saubere Hände haben, weil sie mit regenerativen Energien werkeln, sieht sich nun eines Besseren belehrt. Auch in diesem Bereich wird nicht weniger gelogen und betrogen als in der "etablierten" Wirtschaft. Schwarze Schafe gibt es überall. Schlimm nur, dass durch sie eine ganze Branche in Misskredit gebracht wird. Wo immer in Deutschland in den nächsten Monaten ein Windrad aufgestellt werden soll, wo immer ein Park in Planung ist, wird in Zukunft auf "den Fall aus Koblenz" verwiesen, sinken mithin die Chancen auf Realisierung des Projekts - egal wie sinnvoll es auch sein mag. Keine Frage: Windenergie-Befürwortern wird nach dem jetzt von der Koblenzer Staatsanwaltschaft aufgedeckten Mega-Betrug der Wind stärker denn je ins Gesicht wehen, gute Argumente hin, gute Argumente her. Das ist das eigentlich Fatale. r.seydewitz@volksfreund.de

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