Schnellstens aufklären!

In einem demokratischen Rechtsstaat wie unserem gilt die Unschuldsvermutung. Davon haben die Funktionäre der Deutschen Fußball Liga GmbH offenbar noch nichts gehört - wie konnten sie sonst im März 2003 die folgenschwere Vertragsstrafe gegen den 1. FC Kaiserslautern beschließen, obwohl sie keine Beweise hatten?

Drei Jahre sind seit dem DFL-Urteil vergangen. Ob dieses berechtigt war, wurde nie überprüft. Das war auch kaum möglich, denn die Begründung wurde nicht veröffentlicht. Bemerkenswerterweise hat der Verein unter der Ägide des scheidenden Vorstandschefs Rene C. Jäggi trotz offensichtlicher Ungereimtheiten keinen Widerspruch eingelegt. Warum nicht? Er rechtfertigt sich zwar heute mit Verweis auf Urteile des Landgerichts Kaiserslautern und des Oberlandesgerichts Zweibrücken, aber merkwürdigerweise haben auch diese nicht jene auf der Hand liegenden Fragen gestellt, die nun ein Insolvenzverwalter aufwirft: Warum wurde der FCK von der DFL verurteilt, obwohl deren gewichtigster Vorwurf, der Spieler Djorkaeff habe verdeckte Gehaltszahlungen in Millionenhöhe erhalten, damals nur vermutet wurde? Warum reagierte die DFL nicht, nachdem gerichtlich erwiesen war, dass sie sich bei Djorkaeff geirrt hatte? Warum wurde dem FCK vorgeworfen, Verträge über den laut DFL notwendigen Kauf von Persönlichkeitsrechten nicht vorgelegt zu haben, obwohl diese alle da waren, vielleicht nur an der falschen Stelle abgeliefert? Wie kann die DFL Vereine zwingen wollen, Verträge zwischen Spielern und Unternehmen oder Beratern zu beschaffen, obwohl sie keinen rechtlichen Anspruch darauf haben? Wie sollen Vereine überprüfen, ob sie beim Erwerb von Persönlichkeitsrechten Geld an Briefkastenfirmen zahlen, obwohl selbst das Bundesamt der Finanzen monatelang für Nachweise braucht, dass es sich um solche Scheinfirmen handelt? Fragen über Fragen, die dringend geklärt werden müssen - im Interesse des Vereins, im Interesse des deutschen Profi-Fußballs. Denn die DFL-Statuten gelten für alle 36 Klubs der ersten und zweiten Bundesliga. Und wenn sich herausstellen sollte, dass sie missverständlich formuliert sind oder so absurd, dass sie gar nicht eingehalten werden können, gehören sie präzisiert oder abgeschafft. Schnellstens muss die DFL den Verdacht ausräumen, dass sie mit zweierlei Maß misst. Denn während der FCK bereits aufgrund von vermuteten verdeckten Gehaltszahlungen verurteilt wurde, ist bei Bayer Leverkusen, wo dies nach Presseberichten offenbar geschah, bislang nichts passiert. Oder geht die DFL gegen Leverkusen nur deshalb nicht vor, weil sie insgeheim weiß, dass alle Bundesligisten die im Fall Kaiserslautern bestraften Transferpraktiken anwenden und dass sich der Bayer-Konzern mehr wehren würde als FCK-Vorstandschef Jäggi? f.giarra@volksfreund.de

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