Schön, so lange die Sonne lacht

TRIER. Erst in Rente, dann in den Süden. Immer mehr Senioren verbringen ihren Lebensabend in warmen Ländern wie beispielsweise Spanien. Schön ist es dort und wärmer als in Deutschland. Wärmer, aber auch anders.

Es war eher Zufall. Urlaub hatten Waltraud und Wolfgang Briesch in Spanien schon des öfteren gemacht, doch sich da unten ein Häuschen zu kaufen, das war so nie geplant. Bis dann das Angebot von Bekannten aus Bremen kam, "das wirklich günstig war", sagt Briesch, und nun sind sie fünf Jahren Besitzer eines 60 Quadratmeter großen Reihenhäuschen in Torrevieja, an der Costa Blanca. Unten sind zwei Schlafzimmer, eine große Wohnküche und das Bad, oben ist "unser Solarium", sagt der Trierer, und meint damit die Dachterrasse, auf der er sich vor wenigen Wochen von der spanischen Sonne hat bräunen lassen. Seit anderthalb Jahren ist der 61-jährige ehemalige Justizvollzugsangestellte im Ruhestand, dreimal jährlich fliegen er und seine Frau nach Torrevieja. Wie viele andere auch. "Da unten wird so viel gebaut", sagt der Pensionär, "ich weiß gar nicht, wo die ganzen Leute herkommen." Innerhalb weniger Jahre sei die Einwohnerzahl von 20 000 auf 120 000 gestiegen, erklärt. Sie kommen aus ganz Europa, darunter viele, die wie die Brieschs nur einige Wochen oder Monate pro Jahr tatsächlich dort leben.Engländer zieht es in den Süden

Andere verbringen dort ihren Lebensabend - oder haben es zumindest vor. "Vor allem die Engländer", erklärt Briesch. "Die lassen sich ihre Rente ausbezahlen, verkaufen alles, und dann geht es ab in den Süden." Dort gebe es alles, das Obst sei billiger und frischer, das Fleisch dafür teurer. "Alles schön und gut, wenn man noch fit ist", sagt er. "doch wenn man ins alter kommt und krank und gebrechlich wird, dann sieht das ganz anders aus". Natürliche gebe es dort auch ein Krankenhaus, doch wer wie Briesch nur wenig oder kaum spanisch kann, hat ein Problem, oder muss warten, bis ein deutsch sprechender Arzt kommt. Seine Frau sei dort schon einmal geröntgt worden, doch gefunden habe man dort nichts. Zur Weiterbehandlung musste Waltraud Briesch dann doch nach Deutschland. Immerhin: Das Röntgenbild sei von bester Qualität gewesen, meint der Trierer, "im Brüderkrankenhaus hat man darüber gestaunt". Irgendwann selbst mit seiner Frau endgültig an die Costa Blanca zu ziehen, kann sich der 61-Jährige nicht vorstellen. Das sei ihm zu unsicher und auch von der Infrastruktur nicht mit Deutschland zu vergleichen. "Wenn alle, die ein Häuschen haben, zur gleichen dort unten wären, dann würde alles zusammenbrechen", ist er sicher. Vor drei Wochen, als er das letzte mal dort war, hatte ein Sturm fast alle Häuser mit Sand aus der Sahara bedeckt. Darauf hin habe er morgens sein Haus abgespritzt, sagt er, "wie alle anderen auch, und um elf Uhr war dann kein Wasser mehr da". Ähnlich zuverlässig sei die Stromversorgung. Doch abgesehen davon: Schön sei es da unten schon. Briesch zeigt Fotos vom blauen Meer, von großen Pflanzen, seinem Haus, dem "Dach-Solarium" und einem Tisch an dem die Brieschs in Sommerkleidung bei Sonnenschein mit Bekannten sitzen. Mitten auf dem Tisch: ein Adventskranz.

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