Schreibreform: Chaos durch Nachbessern

TRIER/QUEDLINBURG. (no/dpa) Die unstrittigen Teile der Rechtschreibreform sollen nach dem einstimmigen Beschluss der Länder-Kultusminister wie geplant zum 1. August dieses Jahres in Kraft treten. In Streitfällen hingegen, wo in nächster Zeit noch Änderungsvorschläge zu erwarten sind – etwa bei der Getrenntschreibung –, sollen Lehrer "Toleranz"üben.

Krankschreiben oder krank schreiben? Voll quatschen oder vollquatschen? Auseinandersetzen oder auseinander setzen? Um die "korrekte" Schreibung dieser Begriffe geht es bei der heutigen Sitzung des Rats für deutsche Rechtschreibung. Sollte eine Einigung bei der Getrenntschreibung zustande kommen, wäre der am heftigsten umstrittene Teil der ins Kreuzfeuer der Kritik geratenen Rechtschreibreform endgültig in trockenen Tüchern. Andernfalls steht die gesamte Arbeit des Expertengremiums in Frage, und das Ziel eines "Rechtschreibfriedens" wäre unerreichbarer denn je. Unklar bleibt, welche Auswirkungen die Ergebnisse für die Schulen haben werden. Am 1. August 2005 werden die auf den Tag genau vor sieben Jahren erlassenen Regeln zumindest bei den unstrittigen Fällen an Schulen und in Behörden verbindlich werden. Aber auch bei einer Einigung des mit Kritikern und Befürwortern der Rechtschreibreform besetzten Rates wird es zumindest bei den Neuerungen voraussichtlich eine nochmalige Übergangsfrist geben - was vor allem für die Fehlerkorrektur an den Schulen gravierende Folgen hätte. "Bis zum 1. August 2005 werden die ,Fehler‘ der neuen Rechtschreibung in den Deutscharbeiten zwar angestrichen, aber nicht als Fehler gewertet", erläutert Gertrud Hoos, stellvertretende Leiterin des Studienseminars Trier für das Lehramt an Gymnasien. "Entsprechende Stellen in den Diktaten und Aufsätzen bekommen dann das Kürzel ,nR‘, was so viel bedeutet wie: nach der neuen Rechtschreibung muss das anders sein", so Hoos. Skurrilität der unendlichen Geschichte namens Rechtschreibreform: Was am 31. Juli 2005 noch richtig war, ist dann eben einen Tag später falsch. Neben dem Komplex der Getrennt- und Zusammenschreibung wollen die Sprachhüter auch Änderungen zur Silbentrennung und zur Eindeutschung von Fremdwörtern vorlegen. Mailen Sie uns Ihre Meinung: Was halten Sie von der Rechtschreibreform? (Bitte geben Sie Ihren Namen und Ihre Adresse an.)

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