Schuldendrama: Welle der Wut trifft US-Parteien

Washington · Ein "Krieg der Ideologien" verhindert bisher eine Einigung im Konflikt um die US-Schulden. Im Land wächst die Furcht vor einer zweiten Rezession, die Regierung bereitet einen Notfallplan vor.

Washington. Eine Welle der Wut hat Amerikas Bevölkerung erfasst. Lange hatten die Bürger eher achselzuckend dem Streit in Washington um die Erhöhung der Staatsschuldengrenze zugesehen. Doch nun, nur noch wenige Tage von der laut Finanzministerium am 2. August drohenden Zahlungsunfähigkeit entfernt, bahnt sich die Empörung jener einen Weg, die um Rentenschecks, Sozialhilfe oder Steuererstattungen fürchten oder auf Arbeitsplatzsuche sind.
Wie viele Amerikaner sieht Ron Wheeler vom Ford-Autohändler Buerge in Los Angeles dem einst unvorstellbaren, doch nun drohenden "Staatsinfarkt" mit Sorge entgegen: "Das würde uns alle schwer treffen. Mit den steigenden Zinsen bleiben dann erst einmal die Käufer weg. Und wir haben doch gerade erst eine Rezession überstanden."
Öffentlicher Druck wächst


Für "die da oben" in Washington hat Wheeler eine Empfehlung parat, die sich auch in Leserbriefspalten und in Abertausenden Nachrichten auf den Anrufbeantwortern der Volksvertreter widerspiegelt: "Raus aus dem Glashaus der Parteipolitik. Schafft das Thema endlich vom Tisch!"
Der öffentliche Druck auf das Weiße Haus und die Parlamentarier wächst stündlich: Mittlerweile fordern einer Umfrage des Fernsehsenders CNN zufolge 66 Prozent aller Bürger eine schnelle Einigung. An den wichtigen Börsenplätzen macht sich Nervosität breit.
Zwar starrt das ganze Land nun auf den 2. August, und das US-Finanzministerium arbeitet mit Hochdruck bereits an einem Notfallplan für den Super-Gau: das Scheitern der Verhandlungen. Doch die Streit-Parteien blicken längst viel weiter: Auf den 6. November 2012 - den Dienstag, an dem Amerika über den nächsten Präsidenten entscheidet. Der Wahlkampf hat längst begonnen und liegt wie eine bleierne Last auf der Schuldenfrage. Die Parteien streiten - und der Bevölkerung bleibt nur die Furcht vor einem bisher unvorstellbaren Kapitel in der Geschichte der Weltmacht, das die Finanzmärkte auch in Europa schocken würde: der Zahlungsunfähigheit der Vereinigten Staaten von Amerika.

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