Schwarzer Humor

BERLIN. Im Deutschen Bundestag wird nicht nur schnöde Politik gemacht, sondern auch herzhaft gelacht. Heiterkeitsmeister in der laufenden Legislaturperiode sind die Abgeordneten der Union. Am wenigsten dagegen lachen die Grünen.

Den Damen und Herren vom Stenografischen Dienst entgeht nichts. Wenn sich eine Abgeordnete im Bundestag räuspert oder ein Kollege durch Zwischenrufe auffällt, wird das von den vor dem Rednerpult platzierten Stenografen aufmerksam registriert und notiert. Nachzulesen sind später in den offiziellen Plenarprotokollen daher nicht nur die Bundestagsreden, sondern auch die Reaktionen im Plenum. Dabei, kaum zu glauben bei einer so bierernsten Angelegenheit wie Politik, wird sogar häufig gelacht. So oft, dass das Internetportal politikerscreen.de einmal nachgerechnet und diese Woche den inoffiziellen Bundestags-Heiterkeitsmeister gekürt hat. Es ist die die Unionsfraktion. Insgesamt 730-mal in den bislang 80 Sitzungen der laufenden Legislaturperiode vermerkten die Stenografen bei der CDU/CSU und ihren Abgeordneten "Heiterkeit" oder "Lachen". Logische Schlussfolgerung der Experten: Keiner hat so viel Spaß im Bundestag wie die Unionsfraktion. Allerdings: Auch die Sozialdemokraten gehen zum Lachen nicht in den Keller. 625 Fälle von Heiterkeit und 102 "Lach-Anfälle" notierten die Stenografen bei den Roten. Schmunzelmeister ist mit vier aktenkundigen Eintragungen der baden-württembergische SPD-Mann Jörg Tauss. Der 53-Jährige lacht aber nicht nur gerne selbst, er provoziert auch Lacher. Etwa mit der Bemerkung zum FDP-Kollegen Uwe Barth: "Das ist keine neue Frisur; ich war bei einem anderen Friseur." Oder zu Bundestags-Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt (CDU): "Frau Präsidentin, Sie leuchten." Allgemeine Heiterkeit unter den anwesenden Parlamentariern löste in dieser Legislaturperiode auch eine Bemerkung der SPD-Abgeordneten Gabriele Frechen aus. "Ich will gar kein Prinz werden", sagte Frechen in Richtung ihres rheinland-pfälzischen FDP-Kollegen Volker Wissing. "Und so lange Sie mir nicht versprechen können, dass man auch eine Prinzessin werden kann, bleibe ich doch lieber eine rote Kröte." Auch die im Bundestags-Fröhlichkeitsranking drittplatzierten Liberalen klopfen sich nicht nur gerne und häufig selbst auf die Schenkel. Mit seiner an die Abgeordneten der Linkspartei adressierten Aussage "Ein uncharmanter Kollege meinte, Sie hätten mit den Müllsäcken besser ausgesehen", sorgte FDP-Generalsekretär Dirk Niebel zumindest bei den übrigen Fraktionen für Gelächter. Aber auch die noch vor dem Lacher-Schlusslicht Grüne viertplatzierten "Linken" lösen ab und an Heiterkeit aus. Etwa der wenig freundliche Kommentar des Abgeordneten Klaus Ernst in Richtung Regierungsbank: "Ihre Aussagen haben die Halbwertzeit von Einwegunterwäsche." Fast schon legendär sind auch die humorvollen Aufforderungen von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) zur Einhaltung der Redezeit. Beispielsweise jene an den FDP-Abgeordneten Daniel Bahr: "Herr Kollege Bahr, Sie denken daran, dass Sie nur eine begrenzte Redezeit zur Verfügung haben. Sie reicht nicht aus, wenn Sie jetzt mit der Verlesung des Dudens beginnen."

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