Schwarzes Schaf oder die Spitze des Eisbergs?

RIVENICH. Er ist einer der Leidtragenden des Schiedsrichter-Skandals: Klaus Toppmöller. Er war unter anderem wegen des "verschobenen" Pokalspiels in Paderborn als Hamburger Trainer gefeuert worden. Nun droht er mit rechtlichen Schritten.

"Ich hätte nie gedacht, dass es so etwas in Deutschland geben könnte." Selbst drei Tage, nachdem bekannt wurde, dass der Schiedsrichter Robert Hoyzer das DFB-Pokalspiel Paderborn - Hamburg wohl dazu nutzte, um durch Wetten seine Taschen zu füllen, ist Klaus Toppmöller geschockt. "Diese Partie war ausschlaggebend, dass mir in Hamburg der Wind härter entgegenwehte und ich schließlich entlassen wurde", sagte der Rivenicher dem TV . Es war der 21. August, als "Toppi" schon während der Partie in Ostwestfalen einiges Spanisch vorkam. "Ich dachte mir, da läuft etwas schief", blickt der 53-Jährige heute zurück. Schon nach dem Abpfiff hatten die Hanseaten einen Verdacht, aber Toppmöller beschwichtigte: "Jeder hat mal einen schlechten Tag, und das ein Schiedsrichter so etwas vorsätzlich macht, dies wagte niemand zu äußern." Seine Mannschaft hatte 2:0 beim Regionalligisten geführt, als zwei zweifelhafte Strafstöße und die rote Karte gegen HSV-Stürmer Emile Mpenza den Regionalligisten beim 4:2 auf die Siegerstraße brachten. "Da ist was faul. Dieser Gedanke ging mir schon während der Partie durch den Kopf", sagt Toppmöller. Und als seine Spieler ihm davon berichteten, dass Hoyzer zu Paderbornern im Kabinengang nach der Halbzeitpause gesagt habe: "Spielt ihr weiter, den Rest mache ich", wollte "Toppi" das erst nicht glauben. Nun ist er aber mit den Vorwürfen konfrontiert. Am Samstagabend wurde er von einem HSV-Vorstandsmitglied sofort informiert - da war Toppmöller baff. "Es wäre in Hamburg vieles anders gelaufen, wenn wir dieses Pokalspiel als Bundesligist bei einem Regionalligisten nicht verloren hätten" - in dieser Einschätzung sind sich der Trainer und sein ehemaliger Arbeitgeber einig. Nun sondiert der frühere Stürmer des 1. FC Kaiserslautern, ob er rechtliche Schritte gegen Hoyzer einlegt. "Ich bin kein Jurist, ich werde von einem Anwalt prüfen lassen, was sich machen lässt", sagte Toppmöller dem TV . Dabei arbeitet er auch mit den Verantwortlichen des Hamburger SV zusammen, die am Montagabend offiziell beim DFB Einspruch gegen das Pokalspiel eingelegt hatten. "Nachdem sich die Erkenntnisse einer Manipulation weiter erhärtet haben, werden wir als Hauptgeschädigter alle juristischen Möglichkeiten ausschöpfen, den uns entstandenen Schaden auszugleichen", sagte der HSV-Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann. Zudem will sich Toppmöller "auch mit dem DFB kurzschließen". Derweil befürchtete der Ex-Leverkusener und Ex-Saarbrücker Coach weitere Auswirkungen auf den gesamten Fußball: "Vielleicht ist dieser Fall ja nur die Spitze des Eisbergs. Ich hoffe allerdings, dass Hoyzer nur ein schwarzes Schaf war. Der Druck auf die Schiedsrichter wird jedenfalls enorm zunehmen. Sie werden sehr stark unter Beobachtung stehen und jede strittige Entscheidung wird nun unter neuen Gesichtspunkten hinterfragt werden."

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