Schweigsamer Angeklagter

Vor dem Trierer Landgericht hat am Dienstag der Prozess gegen einen 23-jährigen Mann aus Neuerburg begonnen. Der Eifeler soll im vergangenen Oktober einen befreundeten Drogenhändler beinahe ermordet haben.

Trier. Es muss für beide Seiten ein komisches Gefühl sein. Zum ersten Mal seit dem blutigen Zwischenfall an einem Freitagabend im vergangenen Oktober sehen sich die beiden ehemaligen Freunde am Dienstagmittag im Trierer Landgericht wieder. Waldemar S., mit 23 Jahren der Jüngere, sitzt auf der Anklagebank - schräg gegenüber sein fünf Jahre älterer ehemaliger Kumpel, mit dem er sogar eine Zeit lang gemeinsam im Eifelstädtchen Neuerburg gewohnt haben soll.Die beiden würdigen sich im Gerichtssaal keines Blickes. Ihr letztes Aufeinandertreffen vor fast auf den Tag genau sechs Monaten wäre für den Älteren um ein Haar tödlich geendet. Mit neun zum Teil tiefen Messerstichen in Rücken und Schultern hat der 28-jährige Mann den Abend nur überlebt, weil ein am Tatort zwischen den Eifeldörfern Bauler und Körperich zufällig vorbeikommender Autofahrer den Schwerverletzten fand. Rund zwei Liter Blut hatte das Opfer da schon verloren.Es war Waldemar S., der seinem ehemaligen Freund die lebensgefährlichen Stichwunden zugefügt hat. Davon jedenfalls ist Staatsanwalt Jörn Patzak (nach dreijähriger Abordnung zur Bundesanwaltschaft seit kurzem wieder zurück in Trier) überzeugt. Er hat Waldemar S. deshalb wegen versuchten Mordes angeklagt. Und wegen Drogenbesitzes.Wegen Rauschgifts sollen sich die beiden ehemaligen Freunde vor sechs Monaten auch in die Haare bekommen haben (TV von gestern). Was genau an jenem Freitagabend geschah, bevor es zu den beinahe tödlichen Messerstichen kam, ist unklar. Staatsanwalt Patzak glaubt, dass Waldemar S. seinem Kumpel an jenem Abend auf einem Parkplatz an der Landesstraße 1 unvermittelt Pfeffer in die Augen sprühte, ihn dann zwei Mal mit einem Hammer auf den Kopf schlug und schließlich neun Mal zustach. Nur weil dem Opfer trotz der schweren Verletzungen die Flucht in einen angrenzenden Wald gelang, wo er sich verstecken konnte, soll der 28-Jährige den Abend überlebt haben.Waldemar S. schweigt, als der Staatsanwalt die Anklageschrift verlesen hat. "Er wird sich vorerst nicht zur Sache äußern", sagt sein Verteidiger Otmar Schaffarczyk. Der erste Prozesstag ist nach wenigen Minuten schon wieder vorbei. Auch dem als Nebenkläger auftretenden Opfer werden Handschellen angelegt. Wegen Drogenhandels wurde der 28-Jährige erst vergangenen Donnerstag zu einer fünfjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Der Prozess gegen Waldemar S. wird am 14. Mai fortgesetzt.

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