Schwierige Mission im Gülle-Tümpel

GEROLSTEIN-BÜSCHEICH. Nach einer halben Stunde war das Problem eingedämmt: Per Notregler verschloss die Feuerwehr den defekten Hochbehälter, aus dem gestern im Gerolsteiner Ortsteil Büscheich 100 000 Liter Gülle ausliefen und den Büttenbach verschmutzten.

 Waghalsiges Manöver: Mit einem Seil gesichert, wagt sich ein Feuerwehrmann in den Gülle-Tümpel, um den Strom aus dem defekten Hochbehälter zu stoppen. Foto: Gabi Vogelsberg

Waghalsiges Manöver: Mit einem Seil gesichert, wagt sich ein Feuerwehrmann in den Gülle-Tümpel, um den Strom aus dem defekten Hochbehälter zu stoppen. Foto: Gabi Vogelsberg

Schon am Eingang des Gerolsteiner Ortsteils Büscheich schlägt einem der üble Güllegeruch entgegen. Auf dem großen Bauernhof in Richtung Niedereich herrscht hektische Betriebsamkeit. Nur einer steht abseits, Josef Wunsch, der Senior-Landwirt des Hofes. Tränen stehen dem älteren Mann in den Augen. Immer wieder sagt er leise zu sich: "Hätte ich doch nur besser aufgepasst." Er ist verzweifelt, weil ihm das Missgeschick passierte.Landwirt fassungslos

Eigentlich wollte er Gülle ausfahren, rammte aber beim Zurücksetzen die Pumpstation. Dadurch konnten die Fäkalien unaufhaltsam auslaufen - über die Wiese in den nahen Büttenbach, der nach etwa einem Kilometer in die Kyll mündet.Vier Feuerwehrautos versperren die Sicht auf den Gülle-Hochbehälter, der maximal 1,5 Millionen Liter fassen kann. Zwei Dutzend Feuerwehrleute machen sich an der demolierten Pumpstation zu schaffen. Feuerwehrmann Dominik Poppe wird angeleint, trägt Schutzkleidung und wagt den Gang in den Gülle-Tümpel. Die Gummihandschuhe reichen kaum aus, so tief muss er in der stinkenden Brühe wühlen. Ein schier unerträglicher Einsatz. Poppe richtet sich immer wieder auf, um Luft zu schnappen. Der Geruch der Fäkalien verschlägt ihm den Atem. Dann endlich: Nach einigen Versuchen schafft er es, den Notregler am Übergang vom Hochbehälter zur Pumpstation zu ziehen. Das Leck ist dicht. Junior-Landwirt Christof Wunsch ist froh ob des gelungenen Einsatzes - und fassungslos zugleich. Kopfschüttelnd wirft er einen Blick in den Hochbehälter und schätzt: "Da sind ungefähr 100 000 Liter raus." Das ist sein einziger Kommentar. Mit verkniffenem Mund macht er sich an die Arbeit und pumpt Gülle aus dem Loch.Die Feuerwehrleute gehen routiniert zur Sache. Es erweist sich als Glück im Unglück, dass sie erst vor einigen Monaten exakt auf diesem Bauernhof eine Übung absolviert haben. Und sie kennen sich mittlerweile mit Gülle-Unfällen aus. Im vergangen Jahr waren sie mit einem ähnlichen Fall konfrontiert. Der Gerolsteiner Wehrführer Karl-Heinz Kunze erklärt: "Gülle vermischt sich sofort, da können wir keine Sperren im Bach aufbauen wie beispielsweise bei Öl, das oben auf dem Wasser schwimmt." Wehrleiter Ernst Krämer freut sich derweil über den anhaltenden Regen: "Der verdünnt die Gülle, und das ist gut."Dennoch werden die Fäkalien auch die Kyll verunreinigen. Welche Folgen für Pflanzen und Tiere der Unfall nach sich zieht, ist noch ungewiss. Erst heute wollen die Experten der Oberen Wasserschutzbehörde bei der Trierer Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) in die Eifel kommen, um Proben zu ziehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort