Schwieriges Geschäft

Wo Elefanten grasen, bleibt kaum mehr etwas für andere übrig. Mit dieser schmerzhaften Tatsache sind auch FDP, Linkspartei und Grüne konfrontiert. Alle Welt fabuliert über den ersten Jahrestag der großen Koalition, den Angela Merkel heute im Bundestag zelebrieren wird.

Vom Schicksal der "kleinen Tiere" nimmt dagegen kaum jemand Notiz. Schon das zeigt den gegenwärtigen Stellenwert der Opposition. Die Große Koalition ist sich ohnehin Opposition genug. Auch das macht das Geschäft von FDP, Linkspartei und Grünen so schwierig. Dabei scheinen es die Bürger wirklich gut mit ihnen zu meinen. In den Umfragen stehen alle drei Gruppierungen durchweg besser da als nach der letzten Bundestagswahl im vergangenen Herbst. Freilich hat das weniger mit eigener Stärke zu tun, sondern mit dem verwässerten Profil von Union und SPD. Ein Regieren auf kleinstem gemeinsamen Nenner sorgt zwangsläufig für Enttäuschungen. Trotz mancher Widersprüche in der Außenpolitik ist bei den Liberalen noch am ehesten eine strategische Linie zu erkennen. Die FDP pflegt konsequent das Image der Steuersenkungspartei. Politische Munition bot sich dafür reichlich, wenn man allein an die Anhebung der Mehrwertsteuer denkt. Auf den Grünen lastet nach wie vor der Schatten ihrer Regierungsteilhabe. Ob Hartz IV, Atommülltransporte oder Bundeswehreinsätze - alle Kritik daran fällt auf die Partei selbst zurück, weil sie die Dinge mit angeschoben hat. Und die Linkspartei? Ihre politische Linie besteht vordergründig darin, zu allem "Nein" zu sagen, was die anderen Parteien praktizieren. Doch das ist ein Spagat, denn in den neuen Bundesländern spielt die PDS längst nicht mehr die Rolle der Fundamental-Opposition. So lange Union und SPD gleicher Maßen schwach sind, wird sich auch an der Schwäche der Opposition nichts ändern. Das mag paradox klingen. Aber genau so, wie zwei angeschlagene Boxer klammern, um sich auf den Beinen zu halten, bilden auch zwei ausgezehrte Volksparteien die beste Garantie für ein Weiterbestehen der großen Koalition. nachrichten.red@volksfreund.de

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