Schwieriges Verhältnis zwischen Ultras und der Polizei

Trier · In der aktuellen Sicherheitsdebatte im Fußball geraten immer wieder die sogenannten Ultras in die Kritik. Sie verstehen sich als Bewahrer echter Fan-Tradition und -kultur. Sie werden als Stimmungsmacher gelobt, gleichzeitig wird ihnen ein diffuses Verhältnis zur Gewalt angelastet – auch in Trier.

Freiburg, an einem Samstag Anfang August dieses Jahres: Nach dem Regionalligaspiel zwischen dem SC Freiburg II und Eintracht Trier kommt es unweit des Stadtgebiets zu einer Massenschlägerei mit mehr als 30 Beteiligten. Im Polizeibericht ist später von Trierer Problemfans die Rede, die die Auseinandersetzung mit Freiburg-Anhängern angezettelt hätten und nur mit Pfefferspray und massivem Polizeieinsatz unter Kontrolle gebracht werden konnten. Die Bilanz: mehrere Verletzte, elf vorübergehende Festnahmen und einige Ermittlungsverfahren. Vier Monate zuvor stoppen Polizisten einen Fan-Bus mit Eintracht-Anhängern, weil diese zuvor auf einem nordrhein-westfälischen Rastplatz randaliert haben sollen. Die Beamten werden nach eigenen Angaben mit Flaschen attackiert. Die Polizei setzt Pfefferspray ein, ein Beamter gibt einen Warnschuss ab. "Wenn eine Kontrolle derart eskaliert, dass ein Beamter einen Warnschuss abgibt, ist das heftig. Da muss man aufpassen, irgendwann kippt das", sagt der Leiter der Trierer Polizeiinspektion, Edmondo Steri. Die Szene sei gewaltbereiter geworden, sagt Steri und stützt sich dabei auch auf die Beobachtungen zwei seiner Kollegen. Diese sogenannten szenekundigen Beamten halten möglichst engen Kontakt zu den Eintracht-Fans. Ausgerechnet an die Trierer Ultras, jene Fußball-Anhänger, die aus Sicht der Polizei die größten Probleme bereiten, kommen die Beamten allerdings nicht heran. "Es gehört zum Ehrenkodex der Ultras, dass sie mit uns nicht reden", sagt Polizeioberrat Steri, der die Trierer Ultra-Szene mit den beiden Hauptgruppierungen "Insane" und "Bonkers" (Nachwuchs- Ultras) dennoch zu kennen glaubt. Insgesamt rund 100 Anhänger haben beide Gruppen, schätzt Steri. Die jüngsten Mitglieder seien um die zwölf Jahre alt, die ältesten um die 30. Der "harte Kern" bestehe aus einer Handvoll Meinungsführer. Nach Angaben des Inspektionsleiters ist jeder vierte Trierer Ultra gewaltsuchend. Weitere 60 Trierer Ultras seien gewaltbereit, lassen sich nach Ansicht Steris also leicht zu einer Auseinandersetzung "überreden". Dabei dreht sich das Selbstverständnis der Ultra-Kultur hauptsächlich nicht um Gewalt, sagt Harald Lange vom Institut für Fankultur in Würzburg. Es gäbe zwar auch Gewaltausbrüche, doch das oberste Gebot sei die volle Unterstützung des eigenen Teams. "Wichtig ist am Ende nur die Frage: Wer ist der wirkliche, der echte Fan", sagt der Sportwissenschaftler. sey

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