Sein letzter Wunsch: Noch einmal "Herr der Ringe" sehen

Im US-Staat Utah ist am Freitag erstmals seit Jahren wieder ein Häftling durch ein Erschießungskommando hingerichtet worden. Der 49-jährige Ronnie Lee Gardner starb Medienberichten zufolge um 0:20 Uhr Ortszeit im Staatsgefängnis von Draper.

Salt Lake City/Washington. In den Stunden vor seinem Tod sah Ronnie Lee Gardner noch die Trilogie "Herr der Ringe" und betete mit einem Pfarrer. Als ihn dann die Wärter in der Hinrichtungskammer im Gefängnis von Draper (Utah) auf dem Stuhl festschnallten, verweigerte der 49-Jährige ein letztes Wort: "Nein, ich habe nichts zu sagen." Um 15 Minuten nach Mitternacht legten fünf Polizisten aus sieben Metern Entfernung durch die Luke in einer Wand an - und feuerten eine einzige Gewehr-Salve in das mit Papier markierte Herz des verurteilten Mörders. 120 Sekunden später stellte ein Arzt fest: Der Häftling lebt nicht mehr

Eine Hinrichtung per Erschießungskommando - das hat es in den USA seit der Wiedereinführung der Todesstrafe im Jahr 1976 erst dreimal gegeben. Doch Gardner hatte diese Methode bewusst gewählt. Das Bundesstaats-Gesetz Utah gab ihm diese Option, weil er im Jahr 1985 verurteilt worden war, der Tod durch Gewehrkugeln jedoch erst 2004 abgeschafft worden war - man hält auch in Utah mittlerweile die Giftspritze für humaner. Die Reaktionen auf die Hinrichtung Gardners fielen dann gestern auch entsprechend harsch aus. Die US-Bürgerrechtsorganisation Civil Liberties Union verurteilte die Exekution als "barbarisch", und Kirchenvertreter hatten Stunden vor der Hinrichtung bei Gottesdiensten und Mahnwachen ebenfalls protestiert: "Den Mörder zu ermorden, sorgt für keinerlei Gerechtigkeit," so Pfarrer Tom Goldsmith.

Obwohl sich auch die Familie des von Gardner bei einem Fluchtversuch im Gerichtssaal getöteten Anwalts gegen die Todesstrafe ausgesprochen hatte, gab es am Donnerstag keine letztminütige Gnade für den Verurteilten. Sowohl der Gouverneur von Utah wie auch der Oberste Gerichtshof in Washington lehnten die Appelle Gardners ab, der 25 Jahre lang in der Todeszelle gesessen hatte. Dieser ging dann, so berichten Zeugen, ruhig in die Exekutionskammer, nachdem er 48 Stunden lang gefastet hatte.

Seine Familienangehörigen hatte der Delinquent gebeten, der Hinrichtung fernzubleiben. Einer seiner Vorgänger, Gary Gilmore, hatte vor mehr als 30 Jahren gesagt, er habe sich bewusst für die blutige Variante entschieden, um der Welt die Barbarei der Exekutionen drastisch vor Augen zu führen.

Extra

Seit 1976 gab es 1193 Exekutionen in den USA. Besonders häufig wurde die Todesstrafe in den Bundesstaaten Texas (454), Virginia (105) und Oklahoma (91) verhängt. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurden zwischen 1900 und 1985 in den USA 350 Menschen zum Tode verurteilt, deren Unschuld später bewiesen wurde. Von Juli 1967 bis Dezember 1976 fanden keine Vollstreckungen von Todesurteilen statt. Die Hinrichtungen wurden aber am 17. Januar 1977 wieder aufgenommen. Die als human erachtete Giftspritze wurde am 7. Dezember 1982 erstmals in Texas verwendet. (dpa)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort