Semesterferien - endlich Zeit zum Lernen

"Ferien" sind laut dem Wikipedia-Lexikon "Zeiträume, in denen eine Einrichtung vollständig schließt, um ihren Angehörigen … Erholung zu ermöglichen". Doch im Studentenalltag sieht das inzwischen oft ganz anders aus. Auch an der Uni Trier herrscht Ferien-Stress.

Trier. Wer das übliche Klischee-Bild im Kopf hat, erwartet mitten in den Semesterferien vermutlich gähnende Leere auf dem Campus und höchstens vereinzelt ein paar in Bücher vertiefte Studenten. Das mag einmal so gewesen sein. Doch die Zeiten haben sich geändert.

An der Universität Trier jedenfalls wimmelt es in diesem Sommer von jungen Menschen, die erschöpft aus Klausuren kommen oder gehetzt in der Bibliothek verschwinden - zum Lernen. An vielen Ecken sieht man rauchende Köpfe und genervte Gesichter - und zwar in den Uni-Gebäuden genauso wie draußen auf dem Campus.

Wer sein Studium selbst finanzieren muss, hat oft große Schwierigkeiten, den Spagat zwischen Uni und Job zu schaffen. Der stramme Prüfungsplan in den Semesterferien lässt einfach keine Zeit für einen Nebenjob. Oder Freizeit und Erholung bleiben völlig auf der Strecke. Bis hin zu Gesundheitsschäden, wie Franziska Rang (21) beobachtet hat.

Die "Ferien" sind ein echtes Reizthema geworden, wer danach fragt, dem schlägt die geballte Wut entgegen. "Die ganze Umstellung auf Bachelor und Master ist total daneben. Man hat kaum noch Freizeit." Maria Braun (21) steht mit ihrer Meinung nicht allein da. In der Gruppe, mit der sie unterwegs ist, bricht eine heftige Diskussion aus.

"Es ist unmöglich, sich für fünf Klausuren in einer Woche optimal vorzubereiten" - Laura Grewenig (20) und Irina Peter (20) ist der Stress der vergangenen Wochen deutlich anzumerken. Andere scheinen schon so ermüdet, dass sie sich über dieses Thema nicht mehr ereifern können. Sie kompensieren ihren Frust anders, wie man unschwer beobachten kann: Kaffee und Zigaretten sind vielgefragte Helfer in diesen stressigen Zeiten.

Es ist nichts Neues, dass auch während der Semesterferien Klausuren geschrieben werden. Doch seit den neuen Abschlüssen hat sich der Druck auf die Studenten wesentlich erhöht. Francesco Mio (21) hat mitgezählt: "Letztes Semester mussten wir zehn Klausuren schreiben, die alle in die Ferien fielen." Das zieht sich als Tenor durch die meisten Aussagen: Für Familie, Freunde, Hobbys oder einen Job bleibt in den vorlesungsfreien Wochen keine Zeit.

Lösungen für das Problem sind schwer zu finden. Es sei denn, man macht es wie Viara Minkova (22): "In diesen Semesterferien müsste ich acht Klausuren schreiben. Ich habe nur Freizeit, weil ich manche Klausuren ausfallen lasse." Mit umgekehrter Logik formuliert es Daniel Cocard (22): "Wer das Semester meistern will, muss seine Ferien streichen."

Geändert haben sich die Verhältnisse nicht nur für Studenten. Auch an vielen Lehrstühlen ist die sommerliche Präsenz von Professoren und Mitarbeitern deutlich gestiegen. Vorbei die beschauliche Ferienzeit und die "Kongress-Monate". Das gilt auch für die Uni-Verwaltung. Man sei "nonstop im Dienst", sagt Präsident Schwenkmezger.

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