"Sie hat vor dem Haus geschrien"

NITTEL. Der Weinort Nittel kommt nicht zur Ruhe: Nach dem tödlichen Beziehungsdrama im vergangenen Jahr hat sich in der Gemeinde erneut eine tödliche Tragödie abgespielt. Und die Gerüchteküche brodelt.

Die Nachbarin hat das Drama aus nächster Nähe miterlebt. "Mit Blaulicht ist der Krankenwagen am Montag nebenan vorgefahren. Eine halbe Stunde haben sie vor der Haustür an dem Kind gearbeitet, dann ist der Wagen weggefahren", erzählt die ältere Dame, die - wie alle übrigen vom TV Befragten - ungenannt bleiben will."Der Mann hat meinem Mann und mir noch erzählt, seine Frau habe ihn von seiner Arbeitsstelle gerufen, weil etwas mit dem Kind nicht stimme." Nähere Informationen hätten aber weder sie noch andere im Ort gehabt.

Als die Polizei am Mittwochmittag mit drei Autos und einem Bus vor dem Nachbarhaus vorfuhr, sei die ältere Frau in der Küche gewesen - und habe alles "haarklein" mitbekommen. "Sie haben der Frau Handschellen angelegt und sie abgeführt", sagt die Nachbarin. "Dabei hat sie immer wieder geschrien ,Ich war's nicht, ich hab' nichts gemacht'." Eine ganze Reihe von Nachbarn habe das Geschehen auf der Straße beobachtet.

"Irgendwie hat mir das schon Leid getan für die Frau", sagt der Nachbar. "Auch wenn mich geärgert hat, dass die beiden nie etwas am Haus gemacht haben." Für einen Euro habe das Paar das Haus vor ein paar Jahren gekauft - und es seither verkommen lassen.

Tatsächlich macht das Gebäude von außen einen ungepflegten Eindruck. Gelbe Säcke und Unrat liegen vor der Haustür. Kontakt hätten weder die Nachbarn zur Linken noch zur Rechten mit dem Paar gehabt. "Wir haben uns gegrüßt, und ich wusste, dass der Mann im Schichtdienst arbeitet. Mehr haben wir nicht mitbekommen", erzählt die Frau. Dass die beiden ein Baby hatten, hätten sie erst kürzlich erfahren. Im Ort hat die tragische Neuigkeit längst die Runde gemacht.

Beim Arzt gestern morgen sei dies Thema gewesen, sagt die Nachbarin. Genaues wisse aber niemand. Auch in der einzigen Bäckerei werde darüber gesprochen, berichtet der Besitzer. "Klar. Die Leute haben den Notarzt und die Polizei gesehen." Auch Kunden aus Nachbarorten erkundigten sich seit gestern. Er habe jedoch seinen Angestellten eingebläut, sich mit Auskünften bedeckt zu halten.

"Man sollte vorsichtig sein, so lange es nichts Definitives gibt. Zumal das für den Ort wirklich ganz schlecht ist. Wir leben auch vom Tourismus, und da mache ich mir nach den jüngsten Vorfällen in Nittel echt Sorgen."

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