So teuer wie ein Einfamilienhaus

Schulessen statt Kindergeld: Wieder einmal tobt in der Bundesregierung ein Streit über eine bessere finanzielle Unterstützung von Familien. Wie viel kostet eigentlich ein Kind, und was geben Eltern für den Nachwuchs aus?

Trier. Manch einer reibt sich derzeit verwundert die Augen. Die momentan geführte Kindergeld-Diskussion ist nicht neu. Bereits im November 2005, gleich zu Beginn der Großen Koalition, hat SPD-Finanzminister Peer Steinbrück gefordert, das Kindergeld zu kürzen oder zumindest nicht zu erhöhen und mit dem gesparten Geld kostenlose Kindergartenplätze zu finanzieren. Obwohl sich Steinbrück damals einen Rüffel seiner Partei eingefahren hat, kocht nun, zwei Jahre später, genau dieser Streit erneut wieder hoch: Kinderbetreuung und Schulessen statt mehr Geld für Eltern. Begründung: Die meisten Eltern würden das Geld gar nicht für die Kinder verwenden. Doch dieses Mal wurde Steinbrück nicht zurückgepfiffen, er bekam sogar Rückendeckung von SPD-Chef Kurt Beck. Erst gestern deutete Beck einen Kompromiss an: das Kindergeld leicht erhöhen - und den Rest für Schulspeisen und Kinderbetreuung. Die CDU zeigt sich kompromisslos. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte gestern eine Kindergelderhöhung ab 2009 zu. Seit 2001 wurde die staatliche Unterstützung für Kinder nicht mehr erhöht. 154 Euro gibt es jeweils für die ersten drei Kinder, 179 Euro für jedes weitere Kind. Für Ehepaare mit einem Kind und einem zu versteuernden Einkommen von 62 800 Euro gibt es einen Steuerfreibetrag. Hintergrund von beidem ist ein 1999 vom Bundesverfassungsgericht gefälltes Urteil, wonach das Existenzminimum für Kinder steuerfrei zu stellen ist. Dieses Existenzminimum wird alle zwei Jahre ermittelt, im Herbst ist der nächste Bericht dazu fällig. So lange braucht die Politik nach Ansicht des Kinderschutzbundes nicht zu warten, um herauszufinden, dass Familien mehr Geld brauchen. Die Lebenshaltungskosten seien in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, das Kindergeld sei jedoch nicht erhöht worden, sagt die Bundesgeschäftsführerin des Kinderschutzbundes, Paula Honkanen-Schobert. Auch der Familienverband fordert: Das Kindergeld muss angehoben werden. Es müsse sichergestellt werden, dass Eltern finanziell frei entscheiden können, ob und in welcher Form Betreuung in Anspruch genommen wird, sagt Verbandspräsident Albin Nees. Laut Familienverband investieren Eltern in ihre Kinder bis zu 350 000 Euro, bis diese auf eigenen Beinen stehen. So viel wie ein Einfamilienhaus kostet. 550 Euro im Monat geben Eltern bis zum 18. Lebensjahr ihres Kindes durchschnittlich für den Nachwuchs aus, hat das Statistische Bundesamt errechnet. Abhängig sind die Ausgaben vom Einkommen: Je mehr der Familie zur Verfügung steht, desto mehr geben sie für Kinder aus. Auch von der Zahl der Kinder sind die Ausgaben abhängig. Gibt ein Paar mit einem Kind noch 550 Euro aus, sind es bei zwei Kindern nur noch rund 475 Euro pro Kind und bei dreien 450 Euro. Mit zunehmendem Alter der Kinder steigen die Ausgaben, weil der Bedarf etwa an Kleidern und Schulsachen steigt. Ein Beleg dafür, dass Eltern größerer Kinder mit besserer Betreuung, wie von Steinbrück vorgeschlagen, nicht geholfen wäre. Mit mehr Kindergeld schon. Fragen an Ursula von der Leyen Haben Sie Fragen an die Bundesfamilienministerin? Gibt es ein familienpolitisches Thema, das Ihnen auf den Nägeln brennt und das Sie schon immer mal mit Ursula von der Leyen erörtern wollten? Dann schreiben oder mailen Sie uns! Der Trierische Volksfreund sucht die zehn besten Fragen aus, leitet sie weiter, und die Bundesfamilienministerin antwortet. Sie können mailen an: familie@volksfreund.de. Oder schreiben Sie uns bis kommenden Freitag, 14. Februar, an: Trierischer Volksfreund, Redaktion, Stichwort: Familie, Hanns-Martin-Schleyer-Straße 8, 54294 Trier.

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