"Soll ich das etwa selbst bezahlen?"

BERLIN. (B.B.) Wäre Ernst Welteke Minister, müsste er wohl zurück treten. "Solche Vorgänge", sagte Bundesfinanzminister Hans Eichel am Montag, "sind nach den Verhaltensregeln der Bundesregierung nicht möglich." Doch der Präsident der Deutschen Bundesbank Beamtenstatus, auch wenn er fürstlich entlohnt wird.

Wie die Faust aufs Auge passt die "Sause" (Der Spiegel), die sich der Banker Welteke auf Einladung der Dresdner Bank zur Jahreswende 2001/02 im Nobelhotel Adlon zu Berlin gönnte. Vier Nächte in der Luxus-Suite "Pariser Platz", die er mit Gattin teilte, dazu ein Doppelzimmer für den Sohn plus Freundin, garniert mit edlen Speisen und Getränken, da wird verständlich, dass auch ein Großverdiener wie Welteke (350 000 Euro pro Jahr) diese generöse Einladung unter "vielen anderen" heraus pickte. Bis zum vergangenen Donnerstag, als drei anonyme Briefe den Sachverhalt beschrieben, hatte der Bankpräsident auch keinerlei Unrechtsbewusstsein verspürt. Wenn er eingeladen werde, gehe er davon aus, dass die Rechnung bezahlt werde. Und wenn er schon an Silvester nach Berlin fahre, "dann dehne ich das doch ein bisschen aus", sagte er dem "Spiegel". Überhaupt sei er praktisch dienstlich unterwegs gewesen, habe die Veranstaltung zur Einführung des Euro doch einen hohen Symbolwert besessen: "Soll ich", zitiert ihn die Frankfurter Allgemeine, "das etwa selbst bezahlen?" Hat er mittlerweile, am Montag ging das Geld - das Hotel hatte 7661,20 Euro berechnet - zurück an den Gastgeber Dresdner Bank. Die Bundesbank habe den "dienstlichen Anteil" übernommen, er den Privatanteil, teilte Welteke per Presse-Erklärung mit.Staatsanwalt zeigt Interesse

Ein Sprecher von Finanzminister Eichel ließ Distanz verspüren, als das Thema in der Bundespressekonferenz zur Sprache kam. Da die Bundesbank selbstständig agiere und keiner Rechts- oder Fachaufsicht unterliege, könne die Bundesregierung über das Verhalten auch keine Bewertung abgeben. Der SPD-Wirtschaftsexperte Rainer Wend sah die Sache nicht so eng und äußerte sein Unverständnis über Weltekes "instinktloses und kaum nachvollziehbares Verhalten". Noch schärfer ging die Opposition ins Gericht. Welteke solle sein Amt ruhen lassen, bis alle Vorwürfe aufgeklärt seien, verlangte CSU-Generalsekretär Markus Söder. Laut "Spiegel" muss Welteke mit einem Ermittlungsverfahren rechnen. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft prüfe den Sachverhalt. Ob der Bank-Präsident gegen das Bundesbeamtengesetz verstoßen hat (Beamte dürfen "keine Belohnungen oder Geschenke in Bezug auf ihr Amt" annehmen) ist nicht geklärt. Trotzdem hielt SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter den Fall am Montag für erledigt - vorsichtig fügte er hinzu: "Wenn es sich um einen einmaligen Vorgang handelt." Daran bestehen offenbar Zweifel…