Sollbruchstelle

Die einen nennen es ein "Ding der Unmöglichkeit". Die anderen sagen, dass "eine Demokratie das aushalten muss". Die Kandidatur des unter Betreuung stehenden Kandidaten Helmut Heinz erhitzt die Gemüter in Kyllburg und darüber hinaus. Denn dieser Fall legt wie selten ein anderer offen, dass die Demokratie in der Tat ihre Tücken und das Gesetz seine Lücken hat. Es geht eben nicht, dass ein Kandidat einfach ausgeschlossen wird von der Wahl, zumal, wenn er wie Helmut Heinz, das Wahlrecht nach wie vor hat. Insofern hat der Wahlausschuss, der Heinz' Kandidatur zuließ, richtig gehandelt - ihm blieb, wollte er mögliche Folgeprozesse abwenden, gar keine andere Wahl. Dass dabei eine gehörige Portion Hoffnung ("Der wird schon nicht gewählt werden.") eine Rolle spielte, davon darf man getrost ausgehen. Möglicher Zorn, der sich gegen den Kandidaten Heinz richtet, weil er von seinem verbrieften Recht Gebrauch machte, ist fehl am Platz - ungeachtet dessen, dass Heinz für seine Eskapaden sicherlich geradestehen muss. Skandalös hingegen, dass der Wahlausschuss Heinz deshalb zur Wahl zulassen musste, weil ihm genügend Unterstützer ihre Unterschrift gegeben haben. Es gehört schon ein gehöriges Maß an Ignoranz, Desinteresse oder Politikverdrossenheit dazu, mit der eigenen Signatur , die Posse möglich zu machen. Wo die Demokratie Schaden nimmt, dann dort, wo leichtfertig mit diesem Gut umgegangen wird. Am Zug ist nach dem 12. Oktober - gleich wie die Wahl ausgeht - der Gesetzgeber. Die Sollbruchstelle ist nun bekannt und muss schnellstmöglich behoben werden. Bevor eine "Rückrufaktion Demokratie" nötig wird. r.gruen@volksfreund.de

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