Spannende Zeitreise durch Rheinland-Pfalz

Trier · Die Landesarchäologie feiert ihren 70. Geburtstag mit einer großen Ausstellung in Mainz.

 Römerzeit und Germanen

Römerzeit und Germanen

Foto: GDKE, Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz, W. Baumann

Rings um Trier reicht es oft schon, ein wenig im Garten zu buddeln, um auf archäologische Artefakte zu stoßen, die andernorts absolute Raritäten wären. "Man stumpft schon fast ab angesichts der Masse und Qualität der Funde, die wir hier machen", sagt Marcus Reuter, Archäologe und Leiter des Rheinischen Landesmuseums Trier. Ein Museum, das neben Tausenden anderen bedeutenden Stücken den größten römischen Goldschatz der Welt beherbergt.
Prunkgräber, mystische Kultstätten, Paläste, Thermen, Schmuck, Beile oder Trinkbecher - sowohl die Eisenzeit als auch die Römerzeit haben extrem viele spannende Spuren in der Region hinterlassen. "In der Dichte und in diesem Reichtum ist das so in keinem anderen Gebiet Deutschlands zu finden", sagt Reuter. Das sei schon einzigartig. Champions League.

Mehr als 10.500 Fundorte sind laut Hans Nortmann, dem Leiter der landesarchäologischen Außenstelle Trier, in der Region registriert - eine Menge, wenn man bedenkt, dass die meisten Stellen, an denen es etwas zu finden gäbe, noch immer unbekannt sein dürften. "Die Römer stehen hier an erster, zweiter und dritter Stelle", sagt Nortmann. Wenn Hobbyarchäologen ihre Funde im Landesmuseum abliefern, seien 70 Prozent davon römisch. Das liege auch daran, dass diese Zeit Masse hinterlassen habe: eine Masse Ziegel, Keramik oder Metall. Man könne dem Römischen nicht entgehen.

Aber als Nortmann vor rund 33 Jahren nach Trier kam, stellte er erstaunt fest, dass die Region auch "zentraler Ereignisraum" der keltischen Kulturgeschichte war. Und mehr noch: Dass es von den Kelten zu den Römern in der Region ohne Bruch weiterging. Mehr als 2000 Jahre kontinuierliche Besiedlung. "Das ist in Deutschland ganz selten", sagt er. Doch nicht nur Trier, Eifel, Hunsrück und Mosel - auch andere Regionen in Rheinland-Pfalz haben ein reiches archäologisches Erbe.

Anlässlich des 70. Geburtstags des Landes wird eine große Ausstellung in Mainz die Bandbreite dessen zeigen, was die heimischen Altertumsforscher in den vergangenen sieben Jahrzehnten entdeckt haben. "vorZEITEN" - Archäologische Schätze an Rhein und Mosel" ist der Name der Schau, die vom 21. Mai bis zum 29. Oktober im Landesmuseum in Mainz zu sehen ist und die einen Streifzug durch 800 000 Jahre wechselvoller Menschheitsgeschichte verspricht. Rhein und Mosel seien im Laufe der Zeit mal Durchzugsgebiet, mal Machtzentrum, mal umkämpfte Grenzregion gewesen - und oft war das Gebiet dem Einfluss ferner Kulturen ausgesetzt.

Ziel der Generaldirektion Kulturelles Erbe ist es, die historische Vielfalt des Landes zu demonstrieren und Einblicke in die Arbeit der Archäologen zu geben. Kinder und Jugendliche erfahren in einer interaktiven Ausstellung, was die Forscher zutage fördern.

Die ältesten Funde sind 400 Millionen Jahre alt, die jüngsten rund 70. Eigentümliche Kreaturen aus dem Urozean, der einst die gesamte Fläche des Rheinischen Schiefergebirges bedeckte, sind ebenso zu sehen wie die mysteriösen Knochen und Schädel von Herxheim, die darauf hindeuten könnten, dass unsere Vorfahren Kannibalen waren. Bronzene Beile und Armreifen, prachtvolle Goldbeschläge aus keltischen Prunkgräbern, römische Mosaike, Münzschätze, merowingische Grabbeigaben, jede Menge Gold und Silber und selbst Zeugnisse des Zweiten Weltkriegs werden in Mainz gezeigt.

In der Serie "Abenteuer Archäologie" wird der Trierische Volksfreund bis Oktober regelmäßig hinter die Kulissen der archäologischen Arbeit blicken und die spannendsten Epochen der rheinland-pfälzischen Vergangenheit beleuchten - vom Urozean bis zur Neuzeit. Die grafische Darstellung auf dieser Seite ermöglicht einen ersten Einblick in die reiche Historie des Landes, deren Zeugnisse bald in Mainz zu sehen sind.

Wer nicht warten will: Das Trierer Landesmuseum bietet in einer für ihr Design preisgekrönten Dauerausstellung einen Rundgang durch die gesamte Geschichte der Region. Fast sämtliche 4500 Objekte wurden in der näheren Umgebung gefunden. An der Mosel, in Eifel und Hunsrück, wo Tausende weitere archäologische Spuren darauf warten, enträtselt zu werden.
Extra: ÖFFNUNGSZEITEN UND EINTRITTSPREISE

Das Landesmuseum Mainz, Große Bleiche 49-51, ist geöffnet: dienstags von 10 bis 20 Uhr, mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Montags geschlossen. Eintritt: sechs Euro, ermäßigt fünf. Es gibt ein Begleitprogramm zur Ausstellung mit Vorträgen, Sonderführungen und Veranstaltungen, darunter die Museumsnacht am 10. Juni. Weitere Infos unter www.vorzeiten-ausstellung.de
Das Landesmuseum Trier, Weimarer Allee 1, ist geöffnet: dienstag bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Eintritt: acht Euro, ermäßigt sechs. Kinder unter sechs zahlen nichts.

Dies ist der erste Teil unserer Serie "Abenteuer Archäologie". Im nächsten Teil zeigen wir, wie Archäologen arbeiten und dass ihre Arbeit viel mehr ist, als Scherben oder Knochen auszugraben.

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