Spannung vor PISA-Zeugnissen - Hat Deutschland aus Debakel gelernt?

Berlin · Weltweit hat die OECD Schüler in Naturwissenschaften, Mathematik und Lese-/Textkompetenz getestet. Jetzt kommen die neuen PISA-Zeugnisse auf den Tisch. Deutschland hat damit schlechte Erfahrungen gemacht.

Spannung vor PISA-Zeugnissen - Hat Deutschland aus Debakel gelernt?
Foto: Armin Weigel/dpa

Ein PISA-Fiasko wie vor 15 Jahren wird nicht mehr befürchtet - dennoch blickt die deutsche Bildungspolitik an diesem Dienstag mit Anspannung auf die weltweit größte Schulvergleichsstudie. Im Mai vorigen Jahres waren dafür gut 10 000 repräsentativ ausgewählte 15-Jährige getestet worden, weltweit nahmen eine gute halbe Million Mädchen und Jungen an „PISA 2015“ teil.

Die Ergebnisse zum Schwerpunktfach Naturwissenschaften sowie zu Mathematik und Lese-/Textverständnis stellt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Vormittag (11.00 Uhr) vor. In Berlin wird unter anderem die Präsidentin der Kultusministerkonferenz der für die deutsche Schulpolitik zuständigen Bundesländer (KMK), Bremens Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD), die sechste PISA-Studie seit dem Jahr 2000 kommentieren.

Der PISA-Chefkoordinator, OECD-Bildungsforscher Andreas Schleicher, attestiert Deutschland, aus dem Debakel vor 15 Jahren gelernt zu haben. Zugleich warnte er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur vor erlahmendem Reformeifer: Man müsse „leider sagen, dass der Schwung in den vergangenen Jahren wieder abgeflaut ist - und das ist langfristig sehr schade“. Auch laut PISA-Studien bis 2012 sei „hierzulande weiterhin der Bildungserfolg zu stark vom sozialen Kontext abhängig. Die Gruppe der leistungsschwachen Schüler ist für ein Land wie Deutschland immer noch zu groß.“

Die PISA-Premiere war für die deutschen Schüler mächtig daneben gegangen. Das schlechte Abschneiden führte in der Öffentlichkeit vor 15 Jahren zum „PISA-Schock“ und löste viele Schulreformdebatten aus. Für Deutschland wurde ein enger Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen festgestellt: Die PISA-Leistungen von Kindern aus sozial schlechter gestellten und bildungsfernen Familien lagen deutlich unter denen besser gestellter Mitschüler.

Das Phänomen wurde noch bis zum PISA-Test 2012 registriert, wenn auch in weniger dramatischer Form. Insgesamt verbesserten sich die PISA-Ergebnisse in den Tests 2003, 2006, 2009 und 2012 stetig, ohne dass es zu Spitzenplätzen in den Rankings reichte. Deutschland lag immerhin zuletzt in allen drei Disziplinen über dem OECD-Schnitt. PISA-Spitzenreiter mit teils großem Vorsprung waren südostasiatische Länder oder Regionen wie Shanghai, Singapur, Hongkong und Korea.

Die Buchstaben PISA stehen für „Programme for International Student Assessment“. Der Vergleichstest wird alle drei Jahre organisiert - bei „PISA 2015“ erstmals mit dem Bereich Problemlösen im Team als Indikator für die soziale Kompetenz von Schülern. Diese Ergebnisse veröffentlicht die OECD erst im kommenden Jahr.

PISA-Ranglisten nach Bundesländern gibt es auch diesmal übrigens nicht - diese übernahm vor einigen Jahren im KMK-Auftrag das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB). Neu bei „PISA 2015“: Die Aufgaben wurden komplett computerbasiert bearbeitet. Für jeden Bereich wurden fünf Kompetenzstufen definiert - nur gute oder herausragende Schüler schaffen die Stufen IV und V.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort